Sebastian will Onkel Uli wieder ärgern

von Redaktion

Hoffenheims Trainer Hoeneß ist heiß auf seinen Ex-Club – Rückkehr zu Bayern derzeit kein Thema

VON JONAS AUSTERMANN UND HANNA RAIF

München – Wird Sebastian Hoeneß wieder zum Stimmungskiller für Onkel Uli? Der Hoffenheim-Coach tritt am Samstag (15.30 Uhr, Sky) mit der TSG beim FC Bayern an – und das mit besten Erinnerungen ans Hinspiel. Mit einer 4:1-Packung schickten die Kraichgauer den Rekordmeister Ende September zurück nach München. Uli, der langjährige Bayern-Präsident und heutige Ehrenpräsident, klingelte damals bei seinem Neffen durch. „Er hat uns beglückwünscht, aber glücklich war er sicher nicht über das Ergebnis“, erzählt Sebastian im Rückblick.

Die Vorzeichen sind freilich ganz andere als vor rund vier Monaten. Damals hatten sich die Bayern – keine 72 Stunden nach dem kräftezehrenden UEFA-Supercup gegen Sevilla (2:1 nach Verlängerung) – mehr über den Platz geschleppt, als zu brillieren. In dieser Woche nun hatten die Münchner endlich mal wieder Zeit, um Kraft zu tanken.

Das 1:4 wird den Triple-Sieger zudem nicht mehr groß beschäftigen. „Der FC Bayern hat selten Angst. Auch dieses Mal werden sie keine Angst haben, aber sie werden das Hinspielergebnis kennen“, sagt Sebastian Hoeneß. Der ehemalige Münchner Jugend- und Amateurtrainer hat „grundsätzlich“ noch Kontakt zur alten Liebe und schätzt dort „viele Leute“. Etwa Hansi Flicks Assistenten Hermann Gerland. In der Woche vor dem direkten Duell aber herrschte Funkstille zwischen dem 38-Jährigen und seinem Ex-Club – „und das ist auch gut so“.

In Hoffenheim hat Hoeneß ohnehin genug zu tun. Nach Pleiten gegen Freiburg und Schalke machten schon Gerüchte über ein Ultimatum für Hoeneß die Runde. Sie erwiesen sich als nichtig, sowieso sammelte Hoffenheim gegen Bielefeld (0:0), Hertha (3:0) und Köln (3:0) starke sieben Punkte. Der Club steht auf Platz elf solide da. Onkel Uli (69) wird seinen Neffen am Samstag von der Tribüne aus beobachten. Und der junge Hoeneß verspricht: „Wir wollen auch dieses Spiel nutzen, um die Bayern zu ärgern.“

Die Gegneranalyse hat neben den bekannten Bayern-Stärken auch ergeben, „dass es immer wieder Chancen für den Gegner gibt“. Der Spitzenreiter sei derzeit „nicht so extrem dominant“. Und doch stellt Hoeneß sein Team darauf ein, viel Leidensfähigkeit zeigen zu müssen.

Nach dem Hinspielsieg feierte der 38-Jährige zuletzt sogar auf dem Transfermarkt einen Erfolg im Duell mit den Bayern: Angelo Stiller (19) wechselt im Sommer ablösefrei von München nach Hoffenheim. „Angelo kann ein Spiel diktieren. Er kann hier auf Bundesliga-Niveau wachsen“, sagt Hoeneß über den Mittelfeldmann.

Und der Trainer selbst, kann er im Kraichgau womöglich auch derart reifen, dass eine Bayern-Rückkehr zum Thema wird? Hoeneß erklärt: „Das ist sehr weit weg. Natürlich ist es für jeden Trainer irgendwann mal ein Traum, für einen Club wie den FC Bayern zu arbeiten. Aber ich bin gut beraten, in der Gegenwart zu leben.“

Vater Dieter Hoeneß (68) hätte freilich viel über seinen Filius zu erzählen. Aber in der Familie ist man derselben Meinung, die auch der Hoffenheimer Coach immer wieder betont: Er will – und soll – der Sebastian sein, nicht der Sohn vom Dieter, nicht der Neffe vom Uli. Zu viele Worte über ihn wären der falsche Ansatz: Den Stolz über den Weg, den der gebürtige Münchner eingeschlagen hat, merkt man aber – beim Vater wie beim Onkel.

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