Diese Motive wirken wie Archivbilder, sind aber vom 29. Januar 2021: 4000 Fans feiern die Tennisstars der Australian Open bei einem Showturnier in Adelaide. Vor und nach den Matches knipsen die Besucher Selfies mit Serena Williams, Naomi Osaka oder Dominic Thiem. Mit Daumen hoch und herzhaftem Lachen im maskenfreien Gesicht.
In Deutschland scheinen solche Aufnahmen noch aus einer anderen Welt. Weitere Einschränkungen sind wahrscheinlicher als eine Rückkehr zur Normalität. Wie haben die Australier das geschafft?
Mit einer kompromisslosen Pandemie-Strategie. Die Regierung hat die Grenzen so gut wie abgeriegelt. Als im Juli 2020 in Melbourne eine zweite Corona-Welle drohte, wurde eine Virusausbreitung mit einem knallharten 100-Tage-Lockdown verhindert. In Brisbane trat eine einzige britische Virus-Mutation auf. Mit der Folge eines dreitätigen Sofort-Lockdowns. Seitdem ist keine weitere Mutation mehr gemeldet worden.
Das Ergebnis: Covid-19 ist auf dem fünften Kontinent so gut wie verschwunden. Am Freitag wurden für ganz Australien fünf Neuinfektionen gemeldet. Der 7-Tage-Inzidenzwert liegt bei 0,2. Zum Vergleich: in Deutschland bei 94,4. Tennisprofis, die bei den am 8. Februar startenden Australian Open spielen wollen, mussten sich in eine strikte Quarantäne begeben. Sie durften zum Teil 14 Tage lang keinen Fuß vor das eigene Hotelzimmer setzen. Einige Stars und Sternchen murrten über diese strikten Regeln, sie fühlten sich wie im Gefängnis. Ein Gefängnis, das den Stars nun aber ein heftig ersehntes Stück Realität zurückgibt.
Was können wir von Australien lernen? Sicherlich, dass in jedem Land andere Voraussetzungen herrschen und Konzepte nicht eins zu eins kopierbar sind. Aber das Beispiel aus Down Under zeigt auch: Der Teufelskreis von Lockerungen-Lockdown-Lockerungen-Lockdown ist weniger erfolgversprechend als ein knallhartes Vorgehen mit kleinstmöglichen Virustoleranz.
Dann können wir in Deutschland hoffentlich auch bald wieder Selfies in den Stadien mit den Sportstars knipsen. Ohne Maske. Und mit Spaß an der Gemeinschaft.
Daniel.Mueksch@ovb.net