Grüße auf die Haupttribüne

von Redaktion

Müller, Boateng und Gnabry treffen, Musiala spielt vor: Bayern-Gala für Löw

VON HANNA RAIF

München – Der Weg in die Katakombeen war im Dauerregen nicht nur unangenehm, sondern auch elendig lang. Weil die Klappe zum Spielertunnel sich nicht mehr öffnen ließ, mussten die Bayern-Stars nach dem 4:1 gegen Hoffenheim die Kabine über den Spielfeldrand erreichen. Mehrere Hundert Extrameter für die müden Beine – aber einem konnte es gar nicht schnell genug gehen, sie gleich noch mal zurückzulegen: Thomas Müller stand als Erster vor den TV-Kameras. Aus gutem Grund.

„Es läuft sehr gut, auch bei mir persönlich, auch was den Torabschluss angeht“, sagte der 31-Jährige, im Gesicht trug er das spitzbübische Grinsen, das er auf dem Feld zuvor auch nach seinem Treffer zum 2:0 gezeigt hatte. Es war das zehnte Saisontor für Müller – zuletzt hatte er in der Saison 2015/16 zweistellig getroffen –, dazu hat er zehn Bayern-Treffer vorbereitet. Und es passte freilich bestens, dass es nach zwei Toren auf Schalke auch diesmal „müllerte“, wo doch auf der Tribüne ein guter alter Bekannter saß, der den Namen Joachim Löw trägt.

„Ich habe es gerade erst erfahren“, sagte Müller zwar hinterher – und beteuerte, dass ihn die Anwesenheit des Bundestrainers nicht beflügelt habe. Die Geschichte dieses Bayern-Spiels aber war da freilich schon längst geschrieben. Löw, der seine Präsenz in den Bundesliga-Stadien mit Blick auf die EURO im Sommer derzeit verstärkt, hatte das erste Bayern-Spiel seit einem knappen Jahr live verfolgt und verließ die Allianz Arena um kurz nach 19 Uhr in der Gewissheit, einen lohnenden Arbeitstag hinter sich gebracht zu haben. Denn neben Müller hatte nicht nur der ebenso aussortierte Jerome Boateng die Gunst der Stunde genutzt und die Bayern mit seinem ersten Liga-Treffer seit drei Jahren in Führung gebracht. Im Gedächtnis blieben dem DFB-Coach auch Serge Gnabry, der seine Torflaute nach elf Spielen beendete. Leroy Sané, der Schwung brachte. Und Jamal Musiala, der vorspielte.

Löw hatte sich viel Zeit genommen, war bereits um kurz nach 14 Uhr vor Ort und nutzte die Zeit für Gespräche. Dick eingemummelt in einer Winterdecke plauderte er unter anderem mit Karl-Heinz Rummenigge und Oliver Kahn, die Partie – die vierte siegreiche der Bayern hintereinander – verfolgte der 60-Jährige dann alleine. So konnte er sich in Ruhe Gedanken machen zu all dem, was er da sah. Coach Hansi Flick musste später lachen, als er sagte: „Ich würde mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, dass alles so geplant war. Aber wir freuen uns, dass es so gekommen ist.“

Allen voran Boateng, der in der 32. Minute vor Müller (43.), Robert Lewandowski (57.) und Gnabry (63.) per Kopf erfolgreich war, war die abfallende Last anzusehen. 67 Ligaspiele war der Weltmeister ohne Treffer geblieben, gegen Hoffenheim, das es nach dem Anschluss durch Andrej Kramaric (44.) nur kurz spannend machte, brachte er die Bayern auf Kurs. Von der „maximalen Ausbeute“ sprach Flick mit Blick auf die Partien nach der Mini-Krise zu Jahresbeginn: „Wir wollten zurück in die Spur kommen – das macht große Mannschaften aus.“

Sieben Punkte Vorsprung auf Leipzig sind es nach wie vor, und weil die Bayern vorne brillieren, können sie sich hinten kleine Nachlässigkeiten nun auch leisten. Selbst als die Partie entschieden war, drängten sie nach vorne, pushten sich gegenseitig. Flick sah den Ton auf dem Platz als „Zeichen, dass die Mannschaft lebt.“ Überhaupt gebe der ganze Auftritt „Vertrauen in die eigene Stärke“.

Als Müller zurück in die Kabine gestapft war, sah er viele glückliche Gesichter. Nur Musiala war nicht mehr da. Für den 17-Jährigen stand noch ein Treffen an. Im trockenen Innenraum ging es zu Löw. Nominierung im März: Sehr wahrscheinlich.

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