München – Das kleine Wörtchen „normal“ kann man in alle Richtungen interpretieren. Normal heißt: nicht besonders gut. Normal aber heißt für Hansi Flick auch: „Nicht schlecht.“ Das war zumindest die Aussage des Bayern-Trainers, als er nach dem 4:1 gegen Hoffenheim auf sein Verhältnis zu Hasan Salihamidzic angesprochen wurde. Mit Blick ins Innenleben dieses Clubs kann man ergänzen: Das starke Duo hat nicht immer dieselben Vorstellungen, diskutiert gerne viel und kontrovers. In einer Personalie allerdings sind sich Coach und Sportvorstand einig. Sie heißt: Dayot Upamecano.
Selten ist über einen Transfer, der noch nicht offiziell ist, binnen weniger Tage derart öffentlich debattiert worden wie über den Leipziger Abwehrchef am vergangenen Wochenende. Seitdem die „Bild“-Zeitung am Donnerstagabend von einem Besuch der Upamecano-Berater Sascha Breese und Volker Struth an der Säbener Straße berichtet hatte, hat jeder Beteiligte – außer Upamecano selbst – Stellung bezogen. Gestern dann ergab sich folgendes Bild: Laut Salihamidzic gab es „gute und seriöse Gespräche“, in denen der Münchner Kaderplaner „die richtige Temperatur gefunden hat“, wie Struth im „Doppelpass“ bestätigte. RB-Boss Oliver Mintzlaff hat zudem mit Karl-Heinz Rummenigge telefoniert und sieht sich „nicht mehr im Driver’s Seat“. Leipzig plant längst ohne Upamecano, Bayern mit.
Eine Entscheidung soll „zeitnah“ fallen, wohl schon im Februar will der 22-Jährige bekannt geben, welchem Club er sich im Sommer anschließen will. „Er ist in ganz Europa gefragt“, sagte Oliver Kahn bei „Sky 90“, Struth allerdings sprach nur noch von „zwei Topclubs aus England“, die den Bayern den Wunsch-Transfer für die Defensive noch versauen könnten. Konkret geht es um den FC Chelsea mit Thomas Tuchel und dazu Manchester United, die die rund 43 Millionen Euro Ablöse ebenso stemmen könnten. Die Bayern aber sehen sich klar als Favorit im Rennen um den Nachfolger für David Alaba. Das hat laut Kahn damit zu tun, dass man „sportlich der erfolgreichste Club“ sei: „Es ist aktuell sehr attraktiv für Spieler, sich für uns zu entscheiden. Viele sehen Bayern als Nummer eins.“
Der Vorstand war bei einem seiner bisher seltenen langen öffentlichen Auftritte bemüht, auf Breite und Nachhaltigkeit des zuletzt doch oft kritisierten Nach-Triple-Kaders hinzuweisen. In Richtung Flick sagte er: „Mehr als hier kann ein Trainer doch gar nicht haben. Und ich habe nicht das Gefühl, dass ihm im Moment etwas gegen den Strich geht.“ Interne Querelen – ja, die gibt es! – werden als normal abgetan. Kahn bezeichnete diese „Streitkultur“ als „Erfolgsfaktor des Clubs“, Flick sagte: „Diskutieren gehört dazu.“ Sowohl er als auch Salihamidzic wissen, was gefordert sei: „Dass wir gemeinsam dieses Team in der Erfolgsspur halten.“
Upamecano, der beim 1:0 gegen Leverkusen stark spielte, soll ab Juli dabei helfen. Ob Jerome Boateng dann noch an seiner Seite spielen wird, steht nach wie vor nicht fest. Kahn immerhin kündigte erstmals „zeitnahe Gespräche“ an. Was Flick mit dem Mann vorhat, dem er zu alter Stärke verhalf, ist hinlänglich bekannt. Dass Salihamidzic da eher anderer Meinung ist, aber auch.