Mütter im Leistungssport

Ohne Familie geht gar nichts

von Redaktion

HANNA RAIF

Am Ende sind es Silber und Bronze geworden, aber der zweite und dritte Platz bei der Heim-WM fühlen sich für Rodel-Olympiasiegerin Natalie Geisenberger und Dajana Eitberger trotzdem besser an als diverse Goldmedaillen zuvor. Als „neu definierten Muttertag“ bezeichnete die Bronzemedaillengewinnerin den WM-Abschluss am Sonntagabend, als sie und auch Geisenberger ihre Söhne ins Bett gebracht hatten. Levi und Leo – beide noch nicht mal ein Jahr alt, wohlgemerkt.

Ein Rennen steht noch aus in diesem Winter, aber die Rodel-Mamas haben ihre Erfolgsgeschichte längst geschrieben. Dafür hätte es nicht mal WM-Medaillen oder Podiumsplatzierungen gebraucht, denn die Botschaft dieses starken Duos wurde schon vor dem Saisonstart gesendet. Sie ging aus dem Eiskanal an alle Mütter da draußen, egal ob im Sport oder im normalen Leben. Und sie lautet: Auch Mamas können Träume verwirklichen.

Beispiele im Sport hat es schon einige gegeben, und natürlich ist nicht jedes Comeback so erfolgreich verlaufen wie die beiden von Geisenberger und Eitberger. Allein die Palette derjenigen, die es zurück in die Weltspitze geschafft haben, zeigt aber, dass es – wenn Leidenschaft, Gesundheit und Organisation stimmen – scheinbar keine Grenzen gibt. Langläuferin Marit Björgen, die Leichtathletinnen Allyson Felix und Shelly-Ann Fraser-Pryce, Biathletin Darja Domratschewa, Beachvolleyball-Olympiasiegerin Laura Ludwig, Tennis-Queen Serena Williams, Dreifach-Mama Kim Clijsters, Kugelstoßerin Christina Schwanitz – sie alle haben ihre Karriere fortgesetzt. Dass nun in Wolfsburg-Keeperin und (Zwillings-) Mama Almuth Schult sogar eine Fußballerin den Weg zurück auf sich nimmt, ist das nächste wichtige Zeichen.

Die Pionierarbeit ist anstrengend, ohne Frage. Sie beinhaltet schlaflose Nächte, minutiös getaktete Tage, manchmal Kummer und Schuldgefühle. Je mehr Sportlerinnen sie aber auf sich nehmen, desto intensiver wird der Blick auf den Missstand gelenkt, der an dieser Stelle im deutschen Sport vorherrscht. Auf Mütter zugeschnittene Hilfsangebote sucht man hierzulande vergeblich, unter anderem die USA sind da deutlich weiter. Wer es im deutschen System schaffen will, braucht privaten Rückhalt – eine Familie, die bedingungslos mitzieht.

Das ist nicht nur schade, sondern im 21. Jahrhundert auch nicht mehr zeitgemäß. Und schreckt viele Mütter, die noch sportliche Träume haben, ab, sie zu verwirklichen. Dem Sport geht dadurch viel verloren.

Hanna.Raif@ovb.net

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