Auch ich musste kurz lachen, als die Nachricht des verbalen Fehltritts von Yoshiro Mori von Japan nach Deutschland schwappte. Der OK-Chef der Olympischen Spiele in Tokio hatte in einer Videokonferenz angemerkt: Frauen würden Meetings in die Länge ziehen, weil sie „Schwierigkeiten haben, sich präzise auszudrücken“. Treffen mit vielen Teilnehmerinnen würden daher „viel Zeit in Anspruch nehmen“.
Doch mein Lachen währte nur kurz. Es war das Lachen eines spätpubertierenden Mannes, der andere kleinmachen muss, damit er sich selber größer fühlt. Nicht das Lachen eines Vaters einer kleinen Tochter, von der ich in keiner Situation den Eindruck habe, die Natur hätte sie mit weniger verbaler Präzision ausgestattet als ihren älteren Bruder.
Spätestens da merkte ich: Das war nicht ein kleiner unbedachter Satz des früheren japanischen Premierministers. Es ist die Offenlegung eines nicht hinnehmbaren Sexismus in unserer Gesellschaft. Aber wie soll man nun mit diesem 83-jährigen Mann umgehen?
Aus ihm wird man keinen Kämpfer für Gleichberechtigung mehr machen. Zahlreiche ähnliche Vorfälle verfolgen Mori in seiner Heimat seit Jahren. Selbst seine Frau und Tochter beklagen sich in Japan öffentlich über ihren Ehemann beziehungsweise Vater. Mori hat sich gestern versucht zu entschuldigen, was ihm mehr schlecht als recht gelungen ist.
Man muss wohl einfach akzeptieren, dass solche Unbelehrbaren auch im Jahr 2021 noch unter uns weilen und unsere gesellschaftliche Aufgabe ist, dass es nicht mehr werden, sondern sie allmählich aussterben.
Wer auf diesem Weg verzweifelt, der sollte diese Tage nach Tampa Bay blicken. In der Nacht zum Montag wird Sarah Thomas dort als erste Frau Teil des Schiedsrichter-Teams im Super Bowl sein. Dem größten singulären Sportereignis der Welt. In einem Sport, den stets auch reaktionäre Strömungen begleiten. Traditionalisten fordern immer wieder, dass man zu früheren Regeln zurückkehrt, die Spieler weniger schützen und brutale Spielzüge nicht reglementieren. Ex-US-Präsident Donald Trump behauptete in einem seiner Wahlkämpfe, dass Football kein „Männersport“ mehr sei.
Recht hat er. Und das ist auch gut so. Sarah Thomas sei Dank.
Daniel.Mueksch@ovb.net