München – Wade Baldwin nahm es selbst in die Hand. Der Guard der Basketballer des FC Bayern sprintete über das gesamte Parkett und sorgte neun Sekunden vor Schluss mit einem Dreier für den Ausgleich zum 87:87. In der Verlängerung mobilisierten die Bayern noch mal alle Kräfte und sicherten sich den enorm wichtigen 101:95- Sieg in der Euroleague.
Die Münchner kassierten im Audi Dome gleich zu Beginn einen 0:9-Lauf. Erst nach vier Minuten erzielte Vladimir Lucic durch zwei verwandelte Freiwürfe die ersten Punkte für die Hausherren. Coach Andrea Trinchieri versuchte durch die Hereinnahme des wuchtigen Centers Jalen Reynolds einen Akzent zu setzen. Reynolds belebte das Spiel zwar und zeigte seine übliche Dominanz unter dem Korb, Berlin blieb aber das deutlich stärkere Team. Beim Stand von 4:16 nahm reichte es Trinchieri. Der Italiener nahm die erste Auszeit. Besser wurde es nicht, Alba beendete das erste Viertel mit 16 Punkten Vorsprung.
Berlin musste am Freitag neben Niels Giffey auch auf die beiden Guards Jason Granger und Peyton Siva verzichten. Daher lag die Last auf der Positon des Spielmachers hauptsächlich beim Ex-Münchner (2018-2020) Maodo Lo. „Das Tempo wird sehr wichtig sein. Wir spielen schnellen Basketball und wollen unseren Spielstil durchsetzen“, sagte der 28-Jährige vor der Partie. Die Mannschaft von Trainerfuchs Aíto García Reneses nahm sich die Worte ihres Kameraden zu Herzen und überzeugte mit einem dynamischen Auftritt. Auf Seiten der Bayern hielt zunächst überwiegend Reynolds die Fahne hoch mit 12 Punkten (insgesamt 22) in der ersten Halbzeit. „Sie machen ihre Sache jetzt schon seit vielen Jahren sehr gut. Das ist eine positive Entwicklung“, sagte Svetislav Pesic (trainierte beide Mannschaften schon) in der Pause über Alba. Den Klassiker im deutschen Basketball gab es in dieser Saison bereits zweimal: Im Euroleague-Hinspiel siegten die Münchner 90:72, in der Bundesliga gab es Anfang des Jahres eine bittere 72:85-Niederlage. „Beim letzten Mal haben sie uns den Hintern versohlt und waren in jedem Detail besser als wir. Wir müssen jetzt Charakter und Persönlichkeit zeigten, wenn wir in dieses Spiel gehen“, sagte Trinchieri. Auch Geschäftsführer Marko Pesic warnte: „Wir wissen genau, wie gefährlich Alba ist.“
In der zweiten Hälfte packte die Truppe von Trinchieri defensiv besser zu, die Berliner konnten das hohe Anfangstempo nicht durchhalten. Für die Münchner drehte Paul Zipser im Schlussviertel noch mal auf und erzielte sieben Punkte in Folge. Baldwin belohnte die Energieleistung seines Teamkollegen und zwang die Partie in die Verlängerung. In der Overtime war es dann wieder Baldwin, der die dramatische Partie mit zwei Freiwürfen entschied. „Das ist unsere Mentalität. Wir haben schon oft gezeigt, dass wir immer wieder zurückkommen können, wir geben nie auf“, sagte Lucic. Trinchieri ergänzte: „Sie waren 35 Minuten besser, dieses Spiel kann uns einen Schub geben.“