München – Mit dem Heimspiel gegen den SV Meppen beginnt für die Frauen des FC Bayern am Sonntag (14 Uhr) das neue Jahr in der Bundesliga. Mit fünf Punkten Vorsprung führen die Bayern-Frauen die Tabelle an, zehn Spiele trennen sie noch von der Meisterschaft. Im Interview spricht Kapitänin Lina Magull (26) über die Aussichten und die Gründe für den Höhenflug.
Lina Magull, letztes Jahr haben sich die Frauen des FC Bayern in Doha auf die Rückrunde vorbereitet. Wie lief diesmal die Vorbereitung im Münchner Schnee?
Natürlich wäre es schöner gewesen, wegen der Top-Bedingungen und dem guten Wetter noch mal nach Doha zu fliegen. Das ging leider nicht, aber damit müssen wir umgehen und kriegen es gut geregelt. Wir haben gute Greenkeeper, die den Schnee vor dem Training wegschaufeln. Von daher können wir unsere Einheiten ganz normal durchführen.
Das letzte Bundesliga-Spiel war der 8:0-Auswärtssieg beim SC Sand kurz vor Weihnachten. Hätten Sie angesichts der Leistung am liebsten auf die Winterpause verzichtet und gleich weitergespielt?
Ich hätte sehr gerne direkt weitergespielt. Das war eine sehr gute Mannschaftsleistung, wir hatten sehr viel Spielfreude auf dem Platz, es ist fußballerisch super gelaufen. Aber die Pause hat natürlich trotzdem sehr gutgetan, auch für den Kopf. Wir konnten nach Hause fahren und unsere Familien sehen.
In den letzten Jahren waren die Bayern-Frauen im Winter immer die Verfolgerinnen, jetzt sind sie die Gejagten. Inwiefern verändert das die Herangehensweise?
Die Situation ist natürlich ungewohnt, aber eigentlich ändert sich wenig. Wir versuchen das als Mannschaft einfach auszublenden und da anzuknüpfen, wo wir aufgehört haben. Wir sind von der Einstellung her ziemlich stabil und machen uns keinen extra Druck. Wir werden die Rückrunde so angehen, wie wir das in den letzten Jahren auch getan haben.
Die Bayern-Frauen gehen als Tabellenführer mit fünf Punkten Vorsprung auf Wolfsburg und einem um neun Tore besseren Torverhältnis in die letzten zehn Spiele. Theoretisch könnte sich die Mannschaft also Ausrutscher erlauben. Ist es eine der Hauptaufgaben, trotzdem voll konzentriert zu bleiben?
Daran denken wir gar nicht, wir wollen auch gar nicht anfangen zu rechnen. Wir wollen uns einfach keine unnötige Niederlage einfangen. Wir sind in jedem Spiel auf den Sieg aus und wollen immer die drei Punkte mitnehmen.
Aber trotzdem denken Sie sicherlich ab und zu schon an die mögliche Meisterschaft?
Zwangsläufig schon. Aber wir haben uns da mittlerweile so verständigt, dass wir tatsächlich immer nur von Spiel zu Spiel denken und den nächsten Gegner im Fokus haben. Damit sind wir im letzten halben Jahr am besten gefahren. Über die Meisterschaft sprechen wir in dem Sinne, dass wir uns das als Ziel gesetzt haben und es für uns alle ein Traum ist, den wir verfolgen. Aber das ist noch ein langer Weg bis dahin. Uns ist natürlich auch bewusst, dass jeder kommende Gegner die erste Mannschaft sein will, die gegen uns gewinnt. Die werden sicherlich alle noch mal ein paar mehr Prozentpunkte raushauen gegen uns.
Nach dem 4:1-Sieg gegen Wolfsburg wurde teilweise schon von einer bevorstehenden Wachablösung im deutschen Frauenfußball gesprochen. Kann das tatsächlich schon in dieser Saison gelingen?
Das wäre übertrieben. Wir sind auf einem guten Weg, uns zu einer sehr guten Mannschaft zu entwickeln. Aber wir haben in den letzten Jahren keine Titel geholt. Wir müssen zeigen, dass wir Meister werden, darüber hinaus den Pokal gewinnen und auch international etwas holen können. Da können wir uns mit Wolfsburg noch nicht vergleichen, wenn wir ehrlich sind. Dafür ist deren Erfolgsserie doch zu lang. Aber wir verfolgen unsere Ziele und sind sehr optimistisch, dass wir bald aufschließen können.
In der kompletten Hinrunde der Bundesliga hat die Mannschaft nur ein Gegentor zugelassen und sich bei der Chancenauswertung stark verbessert gezeigt. Woran liegt es, dass die Mannschaft so einen Sprung gemacht hat?
Weil sich alle in der Verantwortung fühlen, defensiv hart zu arbeiten. Das zeigt sich darin, dass wir erst ein Gegentor bekommen haben und das war ein Elfmeter. Darauf sind wir sehr stolz. Das hängt natürlich auch mit unserer sehr starken Torhüterin Laura Benkarth zusammen. Wir machen zum Glück auch ausreichend Tore, wobei ich behaupten würde, dass wir noch viel mehr Tore machen könnten. Wenn ich sehe, was wir uns für Chancen herausspielen, müssen wir effektiver werden. Wir hatten ja auch Spiele, bei denen wir nur mit einem Tor Unterschied gewonnen haben. Da hätten wir uns mit mehr Effektivität leichter tun können. Die letzte Niederlage war ein knappes 1:2 im August gegen Olympique Lyon.
Ist die Mannschaft in der aktuellen Verfassung so weit, auch solche Gegner zu schlagen?
Es war schön zu sehen, dass wir auf einem ähnlichen Niveau wie Lyon sind, obwohl wir ein wenig dezimiert waren und Abgänge hatten. Ich würde schon sagen, dass wir uns in den letzten Monaten noch mal weiterentwickelt haben. Und ich würde behaupten, dass wir noch mal näher dran an einem Sieg wären, als es im August der Fall war, wenn wir jetzt wieder gegen Lyon spielen würden.
Interview: Christian Stüwe