Der schlechteste Trainerwert seit über 20 Jahren

von Redaktion

Dritte Auswärts-Niederlage in Folge: In Dortmund wächst die Kritik an Edin Terzic – Watzke legt Profil fest

Freiburg – Kapitän Marco Reus stand am Mikrofon. Er wütete nicht. Er wirkte gequält. „Wie soll es mir oder uns gehen? Scheiße natürlich“, sagte der Nationalspieler von Borussia Dortmund der ARD. Was hätte er nach dem 1:2 beim SC Freiburg ob des erneuten Patzers und der wiederkehrenden Probleme auch sagen sollen? Er weiß selbst, dass beim BVB seit Wochen darüber geredet wird, nun eine Serie starten zu wollen, das Gegenteil aber der Fall ist. Sollte der Vizemeister so weiter spielen, droht sogar eine Saison ganz ohne Europa. „Das Ziel Champions League ist natürlich in Gefahr. Das ist jetzt das Mindeste, was wir erreichen wollen“, klagte Abwehrchef Mats Hummels.

Doch es sind immer wieder die gleichen Themen, für die das Topteam keine Lösung findet: Es geht auch wieder um den Trainer, der in der Diskussion steht, weil sich die Bilanzen im Vergleich zu Vorgänger Lucien Favre verschlechterten. Und es geht um mangelnde Mentalität.

Auch mit den Startelf-Rückkehrern Hummels und Reus fehlte es dem BVB an Charakter, auch sie konnten die dritte Niederlage aus den vergangenen vier Liga-Spielen nicht verhindern. Hummels redete die Misere des Tabellensechsten klein, als er die Niederlage am mangelnden Spielglück festmachte. Auch Nationalspieler Emre Can behauptete: „Es war eigentlich kein schlechtes Spiel von uns.“

Doch selbst gegen den Lieblingsgegner aus Südbaden, gegen den der BVB zuvor 19 Mal unbesiegt war, lief viel zu wenig zusammen. Die Mannschaft zeigte nicht die gleiche Leidenschaft wie der individuell unterlegene SC. Dass der erst 16-jährige Youssoufa Moukoko für einen lebhafteren Auftritt sorgte, wirft kein gutes Bild auf den Rest der Truppe. Dass Moukoko mit nur einer halben Stunde Spielzeit zum einzigen BVB-Torschützen (76.) und auffälligsten Offensivspieler wurde, sei „etwas, was uns sehr ärgert und sehr stört“, sagte Terzic.

Die Nationalspieler Reus und Julian Brandt enttäuschten vor Zuschauer Bundestrainer Joachim Löw und wurden früh ausgewechselt. Terzic befeuerte die unliebsame Mentalitätsdebatte, als er von seiner Elf verlangte, für den „Extrameter“ bereit zu sein – und das nicht erst nach einem 0:2.

Der Trainer selbst sammelt keine Argumente für sich. Längst wird über Marco Rose als Nachfolger für den nächsten Neuanfang spekuliert, die Gerüchte halten sich hartnäckig. Der Gladbacher Rose reagiert zunehmend genervt, beruhigt die Spekulationen aber auch nicht, weil er nicht klar dementiert und sich auch nicht klar bekennt. „Es gibt keine Deadline Stand heute“, sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl.

„Irgendwann“ werde entschieden, wer neuer Trainer wird, meinte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim in der „WAZ“ und erklärte schmunzelnd, das Anforderungsprofil sei doch ganz einfach: „Ein BVB-Trainer sollte schönen, emotionalen Fußball spielen lassen und uns in die Lage versetzen, möglichst viele Spiele zu gewinnen.“

Unter Terzic geht es mit der dritten Auswärtspleite am Stück weiter abwärts. Vier Niederlagen in den ersten neun Spielen unter seiner Verantwortung sind der schlechteste Wert seit Bernd Krauss in der Saison 1999/2000.  dpa

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