Nürnberg/München – „Premiere“, vermeldete der EHC München. Oder auch: „Ein historischer Tag.“ Erstauntes Aufmerken: Was ist geschehen, dass die Welt des Eishockeys aus den Angeln gehoben wurde?
Nun, was sich am Samstagabend ereignete, hatte keinen ARD-Brennpunkt zur Folge. Der EHC München gewann sein Spiel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bei den Nürnberg Ice Tigers 4:2, ein völlig normales Ergebnis. Die statistische Besonderheit war: Erstmals in einer Saison konnten die Oberbayern beide Punktspiele in der Halle der Franken gewinnen; sonst hatten sie immer eines verloren. Und ja: Es war auch die eine oder andere krachende Niederlage darunter.
Doch die Saison 2020/21 schreibt vor allem die Geschichte der Ice Tigers neu. Bei ihnen hat sich Hauptsponsor Thomas Sabo zurückgezogen, die Nürnberger mussten ihre Finanzierung umstellen und ihr Konzept ändern. Sie haben nun nur noch wenig arrivierte Spieler wie Verteidiger Tom Gilbert und den aus Düsseldorf geholten Luke Adam, die beim 2:4 gegen München auch die Torschützen waren. Trainer der Ice Tigers ist Frank Fischöder, der zuvor bei den Jungadlern Mannheim wirkte und an seiner ersten Station im Männer-Eishockey Junioren und No-names einsetzt. Mit der Last von sieben Niederlagen und als mittlerweile abgeschlagener Letzter der DEL-Südgruppe ging Nürnberg in das Duell mit dem EHC und hielt sich unter den Umständen achtbar. Fischöder sagte: „Wir hatten unsere Chancen, aber ein Spiel wird über Tore entschieden.“ In dieser Kategorie waren die Münchner klar besser: Philip Gogulla (zweimal), Yasin Ehliz und Justin Schütz verwerteten ihre Möglichkeiten kühl – wobei Frank Fischöder reklamierte, dass vor zwei Treffern des EHC Schiedsrichterentscheidungen (ein Icing, ein Abseits) gegen sein Team gefallen wären.
EHC-Trainer Don Jackson freute sich, „dass wir zwei Powerplay-Tore geschossen haben“. Die waren der Schlüssel zum 4:2-Sieg. 66,6 Prozent betrug die Überzahleffizienz – verbesserte den Saisonschnitt auf 16,07 Prozent.
Was nicht stimmte beim EHC: Die Bully-Bilanz in der neuformierten Angriffsreihe mit Philip Gogulla, Frank Mauer und Justin Schütz. Nachdem Kalle Kossila von den Toronto Marlies zurück nach Kanada beordert wurde, fehlt dem EHC ein Mittelstürmer. Don Jackson musste drei Außenstürmer zusammenbringen. Zunächst versuchte Schütz sich als Center und verlor alle sechs Anspiele. Dann übernahm Routinier Gogulla auf „ungewohnter Position“ und sicherte seiner Mannschaft nur bei drei von zwölf Bullys die Scheibe.
Wie’s geht, demonstrierte Mark Voakes, der Anführer der kanadischen Sturmreihe. Er gewann 18 von 23 Anspielen – wichtig für ein Team wie das des EHC, das dominant auftreten will. Auch wenn Voakes ohne Scorerpunkt blieb – wenn die Scheibe eingeworfen wurde, war er historisch gut.