München – Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß hat die Debatte über eine Rückkehr von Weltmeister Thomas Müller in die Nationalmannschaft weiter angeheizt. Gut zwei Jahre nach der Ausmusterung des Offensivspielers forderte der 69-Jährige Bundestrainer Joachim Löw mit Blick auf die EM in einem Bayern1-Interview zu einer Rücknahme der Entscheidung auf.
„Ich kann Jogi Löw nur raten, sich den Namen Müller in seinem Notizbuch rot anzustreichen“, sagte Hoeneß: „Den Thomas kann er eine Woche vor der EM anrufen und mitnehmen. Thomas ist im Moment in einer Superform.“
Löw hatte Müller Anfang 2019 in einer späten Reaktion auf das Vorrunden-Desaster seiner Mannschaft beim WM-Turnier 2018 in Russland wie auch die Bayern-Abwehrspieler Jerome Boateng und Mats Hummels (jetzt Borussia Dortmund) aussortiert. Im Zuge der anhaltenden Probleme der Nationalmannschaft ist eine Diskussion über ein Comeback besonders von Müller entbrannt, der in der vergangenen Saison auf dem Weg zum Triple ebenso zu den Bayern-Stützen gehörte wie bislang auch wieder in der laufenden Spielzeit. Löw ließ allerdings bislang nicht erkennen, seine Entscheidung revidieren zu wollen.
Aus Sicht von Hoeneß kann Löws Team Müller allerdings nicht nur aus sportlicher Sicht gut brauchen. „Er ist ein guter Typ, und – das darf man nicht vergessen – in so einem Turnier braucht man Leute mit guter Laune, und Thomas ist immer für gute Laune zuständig.“
Gute Stimmung dürfte bei der EM auch angesichts der vorgesehenen Reisen nach den in München geplanten Gruppenspielen von Bedeutung sein. Die Bemühungen der UEFA um eine Durchführung des Turniers im ursprünglichen Rahmen mit Spielen in zwölf Ländern trotz der Corona-Pandemie hält Hoeneß für falsch: „Ich finde nicht gut, dass die UEFA offensichtlich darauf besteht, das in so vielen Städten zu machen, weil es doch zumindest im Moment so aussieht, dass viele Länder das Problem nicht im Griff haben. Ich hätte es vorgezogen, es auf drei, vier Länder zu konzentrieren, wo man eine größere Wahrscheinlichkeit gehabt hätte, dass man die Hygienekonzepte gut umsetzen kann.“
UEFA-Chef Aleksander Ceferin hatte zuletzt bekräftigt, dass das Turnier wie geplant in zwölf Städten in zwölf Ländern stattfinden soll. Er sei „optimistisch“, dass sich die Pandemie-Lage bis zum Sommer ändere. Nach aktueller Planung soll die EM am 11. Juni in Rom angepfiffen werden. In London sollen Halbfinals und Endspiel (11. Juli) ausgetragen werden. In München sind die drei Gruppenspiele mit der deutschen Nationalmannschaft gegen Weltmeister Frankreich (15. Juni), Titelverteidiger Portugal (19. Juni) und Co-Gastgeber Ungarn (23. Juni) sowie ein Viertelfinale (2. Juli) angesetzt.
Grundsätzlich ist der frühere Weltmeister Hoeneß aber dafür, den Spielbetrieb im Fußball trotz weiter beunruhigender Corona-Lage fortzusetzen. Zumindest in Deutschland habe der Fußball mit einem „sehr guten Hygienekonzept mit großer Disziplin diesen Wettbewerb prima hingekriegt“.
Zudem dürfe man nicht vergessen, dass der Spitzensport „doch eine große Abwechslung für die Bürger“ sei. So oft wie derzeit habe er noch nie Fernsehen geschaut. „Das lenkt doch ab und hilft uns allen, diese schweren Zeiten etwas besser zu überstehen“, sagte der 69-Jährige. sid/dpa