Zittersieg im alten Wohnzimmer

von Redaktion

Bayern-Basketballer gewinnen bei Trinchieris Rückkehr 93:92 in Bamberg

München – Vladimir Lucic musste erstmal durchatmen. Wenige Sekunden vor Spielschluss verlor Teamkollege Wade Baldwin den Ball, die Bamberger konnte aus dem Fehler aber kein Kapital schlagen. So gewannen die Basketballer des FC Bayern hauchdünn mit 93:92.

Die Bayern, bei denen Nihad Djedovic in die Starting Five zurückkehrte, wurden von energischen Gastgebern sofort gefordert. „Wir müssen schneller als sonst spielen und mehr Dreier werfen“, hatte Coach Johann Roijakkers (vorher bei der BG Göttingen) vorgegeben. Beim letzten Duell am 27. Dezember siegten die Münchner im Audi Dome überlegen mit 84:70. Das erneute Aufeinandertreffen war für Trainer Andrea Trinchieri eine Reise in die Vergangenheit.

Klar, sagte Trinchieri, er sei romantisch. Deshalb war die Rückkehr des Italieners nach Bamberg, in die Brose Arena, auch eine besondere. Von 2014 bis 2018 dirigierte Trinchieri in Bamberg, gewann drei Meisterschaften (2015 bis 2017) in Folge und verhalf Spielern wie Daniel Theis – der jetzt in der NBA für die Boston Celtics aufläuft – zum nächsten Schritt. Der Italiener war sich vor dem Duell mit seiner alten Liebe sicher, er würde die Arena auch schon 10 Kilometer vorher mit verbundenen Augen erahnen können.

Was machte Trinchieri also als Erstes, als er am Sonntagabend sein altes Wohnzimmer betrat? „Ich habe mich umgeschaut und mir die Gesichter vorgestellt. Bei 70 Prozent der Fans hier, weiß ich heute noch, wo sie sitzen. Es wäre schon gewesen, in eine volle Arena zu kommen.“

In der leeren Arena traf Mateo Seric mit dem Buzzer von der Mittellinie zur verdienten Pausenführung für Bamberg, die acht Offensivrebounds sammelten und von der Freiwurflinie zunächst fehlerfrei blieben. Auf Seiten der Münchner überzeugte Diego Flaccadori in den ersten zwanzig Minuten mit acht Punkten, zwei Rebounds und zwei Vorlagen. Aber auch in der zweiten Halbzeit erwischten die Franken den deutlich besseren Start, Trinchieri sah sich früh gezwungen, eine Auszeit zu nehmen.

Im dritten Viertel entwickelte sich hochklassiger Schlagabtausch, beide Mannschaften investierten viel und versuchten es in der Offensive oft mit Einzelaktionen. Bamberg hatten früh mit Foulproblemen zu kämpfen, die Bayern nutzten das aus und zogen immer wieder energisch zum Korb. Mit einem 11:0 Lauf setzte sich die Trinchieri-Truppe knapp vier Minuten vor Schluss mit fünf Punkten ab. Es war also mal wieder eine Energieleistung, die die Münchner in dieser Saison schon oft in den letzten Minuten zeigten. Jeder Spieler müsse seinen Hintern aus der Komfortzone bewegen, das fordert Trinchieri immer.

Bamberg ließ sich nicht abschütteln und konterte den Lauf der Münchner, belohnte sich in den letzten Sekunden aber nicht. Topscorer bei den Münchner wurde Center Jalen Reynolds (20), der nach seiner starken Leistung gegen Alba Berlin am Freitag als Co-MVP in der Euroleague ausgezeichnet wurde. „Wir hatten die falsche Mentalität. Aber ein Sieg ist ein Sieg“, sagte Trinchieri.  nms

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