Coole Show – bis zum bitteren Fehler

von Redaktion

Schmid im Einzelrennen erneut im Pech – Neue Hierarchie bei den Franzosen

VON ELISABETH SCHLAMMERL

Cortina d’Ampezzo – Alexander Schmid gehört nicht zu den Athleten, die nach einem Missgeschick ihre Skier vor Wut in den Schnee werfen, Stöcke zerstören oder die Matten im Ziel malträtieren. Aber am Freitag musste sogar der sonst so besonnene, ruhige Skirennläufer um Fassung ringen. Es fühle sich noch genauso schlecht an wie gleich nach dem Fehler, sagte er. „Sehr bitter, das braucht jetzt ein bisschen Zeit, das zu verdauen.“

Er war bei der Ski-WM in Cortina d’Ampezzo im Riesenslalom als Dritter des ersten Laufes im Finale gestartet, riskierte viel, vielleicht zu viel, und nach 30 Sekunden war der Traum von einer WM-Medaille vorbei. Dem 26-Jährigen vom SC Fischen wurde ein Tor zum Verhängnis, an dem die schnellsten Läufer fast alle Schwierigkeiten hatten. Aber nur er schied an dieser Stelle aus, weil er zu spät dran war und beim Versuch, sich noch um das Tor zu mogeln, in Rücklage geriet. „Jeder geht ans Limit“, sagte er. „Entweder es geht auf oder nicht.“

Bei ihm ging es nicht auf, zum zweiten Mal bei diesen Titelkämpfen. Im Parallelrennen hatte er auf dem Weg zu Bronze an der letzten Kuppe gepatzt. Der dritte Platz einen Tag später im Teamevent war dann „eine kleine Genugtuung“, wie Schmid sagt. Aber keine Entschädigung, denn „eine Einzelmedaille“, weiß er, „ist schon mehr wert“.

Sein Kollege Stefan Luitz hatte sein Rennen schon beendet, er landete schließlich auf dem siebten Platz, ein beachtliches Resultat, schließlich hatte der Allgäuer zuletzt wegen einer Muskelverletzung pausieren müssen und in Cortina sein Comeback gegeben. „Alex hat eine coole Show abgeliefert. Es ist extrem schade. Aber er ist jung und wird sich zurückkämpfen“, sagte Luitz nach der verpassten Chance für den Teamkollegen.

Für Schmid ist es kein Trost, dass er am Freitag nicht der einzige Läufer war, der wie ein Häuflein Elend in der Sonne von Cortina saß. Alexis Pinturault hatte nach dem ersten Durchgang mit fast einer halben Sekunde Vorsprung geführt und schied im Finale noch früher aus als Schmid. Der Franzose war als großer Favorit nach zuletzt drei Riesenslalom-Siegen in Serie ins Rennen gegangen. Als er zum WM-Auftakt überraschend Bronze im Super-G holte, schien er auf den besten Weg zum Star der WM zu avancieren, aber dann gab es in der Kombination den ersten kleinen Tiefschlag: Pinturault musste sich mit Platz zwei zufriedengeben. Und nun noch das Malheur im Riesenslalom.

Die französische Nationalhymne erklang trotzdem bei der Siegerehrung, für Mathieu Faivre, der sich nach der Goldmedaille im Parallelrennen auch die im Riesenslalom sicherte und aus dem Schatten des bisher erfolgreicheren Pinturault trat.

Für die größten Emotionen im Zielraum sorgte jedoch kein Franzose, sondern Luca de Aliprandini, der Silber gewann und damit dem WM-Gastgeber die erste Männer-Medaille bescherte. Der Italiener ließ sich in den Schnee fallen, als feststand, dass er bei der Siegerehrung dabei sein würde. Das Überraschungspodium komplettierte Marco Schwarz aus Österreich als Dritter. Sowohl de Aliprandini als auch Schwarz waren zuvor noch niemals unter den besten Drei im Riesenslalom gelandet. Faivre gewann zwar schon einmal ein Rennen und stand öfter auf dem Podest, seine beste Zeit schien jedoch vorbei zu sein. In diesem Winter war Platz acht sein bestes Resultat.

Wie für de Aliprandini, den Zweiten nach dem ersten Durchgang, war auch für Schmid eine komfortable Ausgangsposition Neuland gewesen. Aber dass er mit so einer ungewohnten Situation ganz gut umgehen kann, hatte er vor gut drei Jahren in Val d’Isère gezeigt, als er sich zum ersten Mal für das Finale der besten 30 qualifizierte. Gleich auf den achten Platz war er damals vorgefahren, im zweiten Durchgang verbesserte er sich sogar noch um zwei Ränge. Es bleibt nun weiterhin sein bestes Resultat in dieser Disziplin.

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