FCA gegen Bayer: Zehn Jahre, null Siege

von Redaktion

Augsburg – Schiedsrichter Christian Dingert ließ den Ball noch auf den Anstoßpunkt legen, aber er pfiff das Spiel nicht mehr an, sondern mit einem finalen Dreifach-Luftstoß in seine Pfeife ab. Herzzerreißender Klang für die Augsburger Spieler, denn sie hatten mit der letzten Aktion der Partie den Ausgleichstreffer gefangen, der sie um den Sieg, zwei Punkte und eine Entspannung der kritischen Gesamtsituation brachte. 1:1 gegen Leverkusen, weil sie sich hatten einschnüren lassen und den letzten Schuss von Bayers Edmond Tapsoba in der fünften Minute der Nachspielzeit nicht verhindern konnten.

Sehr ärgerlich, denn ab der 5. Minute hatte der FC Augsburg geführt gegen den Verein, dem er in seinen zehn Bundesligajahren am hilflosesten gegenüber stand. 19 Spiele, null Siege, 13 Niederlagen, das war die Ausgangsposition, sie veränderte sich am Sonntag nur in der Unentschieden-Spalte.

Dem ersten Sieg war der FCA vor Jahren schon nahe, als er berauscht 3:0 führte und es noch 3:3 ausging. Diesmal versuchte er es mit einer Defensivschlacht. Dass er dabei zu einem frühen Tor kam, lag daran, dass der Leverkusener Torhüter Niklas Lomb, der seit vergangener Woche den verletzten Lukas Hradecky ersetzen muss, eines der größten Luftlöcher in der Geschichte des Fußballs schlug. FCA-Stürmer Florian Niederlechner wurde für sein beherztes Anlaufen, mit dem er Lomb unter Druck gesetzt hatte, belohnt, er konnte zum 1:0 einschieben. Doch zum ersten Dreier gegen Bayer fehlten Augsburg am Ende eben „zwei Sekunden“, so Trainer Heiko Herrlich.

Er ist unter Druck geraten, elf Monate nach Übernahme des Amtes von Martin Schmidt. Herrlich holt weniger Punkte, Fans schreiben wütende Leserbriefe an die Zeitung, Manager Stefan Reuter konterte mit einem großen Interview, in dem er ankündigte, sein Kumpel Herrlich werde aufgrund fachlicher und menschlicher Qualitäten eine lange Zeit vor sich haben in Augsburg.

Ein schönes Spiel bot der FCA vor dem Zuschauer Joachim Löw nicht, das Positive, was Herrlich herausfiltern konnte, war „eine Topmentalitätseinstellung“. Was gefehlt habe: die Cleverness, den letzten Leverkusener Angriff zu unterbinden: „Den hätte es nicht geben dürfen.“

Für Bayer 04 ist der eine Punkt aus Augsburg für die Erwartung und für die Tabelle zu wenig. Dennoch wollte auch Leverkusens Trainer Peter Bosz ein gutes Gefühl mitnehmen: „Wo wir die letzten Wochen immer noch ein Tor bekommen haben, haben wir diesmal eines gemacht. Die Jungs haben daran geglaubt, und Eddy Tapsoba hat den Ball getroffen wie ein Stürmer. Das gibt Vertrauen.“

Doch hat er es auch in Pannentormann Lomb, der Hradecky eventuell länger vertreten muss? „Nach dem Tor“, sagt Bosz, „hat Lombo souverän gespielt.“ GÜNTER KLEIN

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