München – Bevor die Stars des FC Bayern heute Nachmittag in Richtung Rom abfliegen, wo am Dienstag das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Lazio ansteht (21 Uhr, Sky), wird der gesamte Münchner Reisetross von 12.30 bis 14.30 Uhr an der Säbener Straße noch auf Covid-19 getestet.
Der deutsche Rekordmeister ist nach den jüngsten Infektionen von Thomas Müller und Benjamin Pavard alarmiert und möchte weitere Corona-Erkrankungen unbedingt vermeiden. Auch deshalb, weil die Covid-bedingten Ausfälle mittlerweile sportliche Auswirkungen haben – wie das 1:2 (0:2) bei Eintracht Frankfurt zeigt.
Durch die Pleite in Frankfurt und das 3:3 am Montag gegen Bielefeld könnte das Sieben-Punkte-Polster der Bayern auf zwei Zähler schmelzen – vorausgesetzt, RB Leipzig gewinnt die Partie gegen Hertha BSC. „Wir haben in den letzten zwei Spielen fünf Punkte verloren. Jetzt ist es wieder spannend. Wir werden zusehen, dass wir wieder Gas geben und Punkte sammeln“, stellte Leon Goretzka treffend fest, nachdem der Mittelfeldspieler nach überstandener Covid-Infektion erstmals wieder auf dem Platz stand. Kostet Corona den Bayern sogar den Titel?
Was auffällt: Durch den Ausfall von Müller fehlen der Mannschaft von Trainer Hansi Flick die Überraschungsmomente im Pass- und Kombinationsspiel nach vorne. So ging dem 1:2-Anschlusstreffer durch Robert Lewandowski (53.) eine sehenswerte Einzelaktion von Leroy Sané voraus. Die beiden Frankfurter Tore durch Daichi Kamada (12.) und Amin Younes (31.) fielen über die rechte Münchner Seite, wo eigentlich Benjamin Pavard als Rechtsverteidiger für Stabilität sorgt. In Hessen ersetzte ihn Niklas Süle – und war vor allem in der ersten Hälfte heillos überfordert.
Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge wollte am Samstagabend bei seinem Auftritt im ZDF-Sportstudio zwar noch nicht Alarm schlagen, nahm Mannschaft und Trainer aber in die Pflicht: „Wir haben diese Woche fünf Punkte abgegeben. Das ist nicht unbedingt das, was wir uns vorgestellt haben. Jetzt ist die ganze Spitze jetzt nochmal ein Stück enger zusammen gerückt ist.“
Aber woran liegt die erneut offensichtliche Formschwäche des amtierenden Club-Weltmeisters? „Wir müssen uns den Vorwurf gefallen lassen, dass wir in den ersten 30 Minuten zu unkonzentriert und zu inkonsequent gespielt haben – und einfach zu viel zugelassen haben“, analysierte Rummenigge.
Konkret sprach er das Abwehrverhalten von Sané und Süle bei den Gegentreffern an: „Das sind Fehler, die uns die Punkte gekostet haben. Wir sparen uns manchmal den letzten Meter.“
Trotz aller Kritik bittet der scheidende Vorstandsvorsitzende um Verständnis, dass die hohe Belastung auch an Spielern des FC Bayern nicht spurlos vorübergeht: „Die ganze Saison ist anstrengend, wir spielen jeden dritten Tag, die Spieler sind natürlich beansprucht.“
Und diese Beanspruchung geht morgen in der Königsklasse weiter. Dass die FC Bayern-Stars derzeit nicht in der Lage sind, über 90 Minuten eine konstant gute Leistung zu zeigen – und vor allem in der Anfangsphase eklatante Schwächen offenbaren, könnte in einem K.o.-Duell wie gegen Lazio Rom böse enden.
Das weiß auch Trainer Hansi Flick, der die Leistungssteigerung seiner Mannschaft nach dem Seitenwechsel in Frankfurt daher bewusst hervorhob: „Wenn wir von Anfang an so spielen, wie in der zweiten Halbzeit, ist der Sieger Bayern München. Wir bauen auf der Leistung der zweiten Halbzeit auf.“
Ähnliche Töne wie sein Trainer schlägt Kapitän Manuel Neuer an: „In der zweiten Halbzeit haben wir ein gutes Bild gezeigt. Wenn wir so von Anfang an gespielt hätten, gewinnen wir das Spiel.“ Doch der Torhüter weiß, dass mit Lazio ein ganz anderes Kaliber auf den FC Bayern wartet: „Es muss von Beginn an Aggressivität auf dem Platz sein.“
Ansonsten kann nach dem DFB-Pokal der nächste Titel futsch sein.