München – In dieser Saison sorgen nicht nur die Profis der Bayern-Basketballer für Furore. Klar, die Truppe von Dirigent Andrea Trinchieri begeistert in der Euroleague und ist nach wie vor in einer guten Position, erstmals die Playoffs in der Königsklasse des europäischen Basketballs zu erreichen. Es wäre der nächste Meilenstein in der Geschichte des Vereins.
Aber auch der Unterbau, die Nachwuchsabteilung der Münchner, macht schon seit Jahren einen hervorragenden Job. Aktuell mischt die 2. Mannschaft die ProB auf. Das Team von Trainer Andreas Wagner – aktuell 5. in der Südgruppe – ist das mit Abstand jüngste der 2. Bundesliga, gleich sechs Spieler sind sogar erst 2004 geboren. „Inzwischen sind wir eins der besten Jugendprogramme, vielleicht sogar in Europa“, sagt Wagner. Doch wie haben die Bayern es geschafft, auch in der Jugend zur absoluten Spitze zu gehören?
Einer, der die Entwicklung bestens beschreiben kann, ist Florian Wedell. Der 29-Jährige kam 2012 nach München: „Bayern war für mich damals schon das mit Abstand interessanteste Projekt im deutschen Basketball.“ Wedell fing als Assistenztrainer der U12 an, durchlief sämtliche Altersgruppen und ist mittlerweile Headcoach der U19, amtierender Meister in der Nachwuchs Basketball Bundesliga (NBBL). Als er 2012 sein Bewerbungsgespräch hatte, haben gerade mal zwei Hauptamtliche bei den Bayern-Basketballern gearbeitet. „Mittlerweile haben wir alleine beim ProB-Team einen Headcoach, drei Assistenztrainer, einen Physio und einen Athletiktrainer. So gut sind manche Trainerstäbe von Bundesliga-Teams nicht bestückt.“ Der Verein investiert unheimlich viel in die Ausbildung der Jugend. Präsident Herbert Hainer sagte im Dezember 2020 im Interview mit unserer Zeitung, „wir wollen Talente aus den eigenen Reihen zu Topspielern entwickeln. Im Gegensatz zu anderen Großmächten im Basketball könne man es sich nicht erlauben, 15 Stars auf der Gehaltsliste zu haben. „Wenn wir jungen Menschen die Chance geben, aus der eigenen Jugend in die Profimannschaft reinzuwachsen, wird es einen unheimlichen Motivationseffekt geben“, sagte Hainer.
Der Großteil der U19 läuft auch für die zweite Mannschaft in der ProB auf. Das hat einen großen Vorteil: Obwohl die Saison in der NBBL abgebrochen wurde und die Jugendmannschaften aktuell auch nicht in der Halle trainieren dürfen, können die U19-Spieler weiter ihrer Leidenschaft nachgehen. „Die Phase zwischen 16 bis 18 ist schon vorentscheidend. In dem Alter müssen die Nachwuchsspieler beweisen, dass sie sich auch im Herrenbereich durchsetzen können. In den direkten Duellen mit erfahrenen Spielern können Talente so viel lernen, das ist unersetzbar“, sagt Wedell.
Einer, der es aus dem Jugendprogramm der Bayern zu den Profis geschafft hat, ist Sasha Grant. Der 19-Jährige erhält von Trinchieri in der aktuellen BBL-Saison rund 12 Minuten Einsatzzeit pro Partie. Demond Greene, Assistenztrainer bei den Profis, betreute Grant in der Jugend schon vier Jahre: „Er war damals körperlich schon sehr weit. Da hast du dir gedacht, du unterhältst dich gerade mit einem 21-Jährigen, da war er aber gerade mal 16“, sagt Greene. Grant überzeugte schon immer mit seiner Athletik, die Defensive war lange ausbaufähig. Mittlerweile kann der Italiener jede Position verteidigen und ist somit extrem wertvoll für das variable Trinchieri-System. „Sasha hat mir gesagt: Es macht mir Spaß zu sehen, wenn die Offensivspieler frustriert sind, weil ich sie stoppe“, erzählt Greene.
Grant ist also ein Vorbild für die rund 200 Jugendlichen in der Nachwuchsabteilung der Bayern, die zu einem Großteil aktuell nicht in die Halle dürfen. Das sei „eine krasse Herausforderung“, sagt Wedell. Die Trainer würden aber alles in die Cybertrainings investieren, um die Talente weiter zu motivieren.
Das Besondere: Die Jugendspieler stammen alle aus der Region, die Bayern haben keine Internatsstruktur. „Wir wollen die Spieler mit regionaler Verwurzelung in unserem Jugendprogramm fördern, das macht mich unheimlich stolz“, sagt Wedell.