München – Es war eine SMS, die das Leben von Brigid Wefelnberg auf den Kopf stellte. Inhalt: „Komm, wir laufen durch die Sahara, 250 Kilometer, nur Wasser wird gestellt.“ Diese Nachricht bekam Wefelnberg 2005 von einem Freund, der sie zu einer Teilnahme am Marathon des Sables überreden wollte. Die gebürtige Amerikanerin hielt es erst für einen Scherz, dachte, ihr Bekannter hätte am Abend zuvor wohl einen zu viel getrunken. Ein halbes Jahr nach der SMS kämpfte sich Wefelnberg bei einem der härtesten Ultramarathons durch die Sahara: „Es war eine unglaubliche mentale und körperliche Herausforderung. Es hat mir die Seele durcheinander geschüttelt. Aber schon beim Zieleinlauf wusste ich: Hiervon möchte ich mehr.“
Seit nunmehr 15 Jahren gehört Wefelnberg zu den besten Extremläufern weltweit und kann auf beeindruckende Projekte zurückblicken. Die 57-Jährige schlief bei einem Ultralauf in Indonesien auf brodelnden Vulkaneb, brach sich Rippen im australischen Outback und lief in Mauretanien nachts alleine über Schlangenfelder.
2019 war es, da absolvierte Wefelnberg einen 1000 Kilometer-Lauf nonstop durch die mauretanische Sahara. Während der 17 Tage erlaubte sich die Athletin nur fünf Mal je drei Stunden Schlaf, an den anderen Tagen war nur Zeit für kurze Pausen. Bei solch extremen Herausforderungen bleiben Halluzinationen nicht aus: „In der Wüste Gobi sind plötzlich vier Chinesen in Schwarzwaldtracht vor mir gelaufen. Irgendwann waren die Chinesen dann sogar nackt. Ich habe auch schon riesige Weinflaschen gesehen und wurde von Mickey Mouse und einem tasmanischen Teufel zum Weiterlaufen motiviert.“
Wefelnberg war in den USA Leistungsschwimmerin, kam 1988 für das Studium (Sprachwissenschaft, Englisch, Deutsch) nach Freiburg und blieb im Schwarzwald. Heute leitet die Mutter zweier Töchter das Büro eines indischen Softwareunternehmens. Die extremen Läufe sollen nicht nur dem Ego dienen, sondern werden meist mit einem karitativen Zweck verbunden. Aktuell nimmt Wefelnberg am „Circumpolar Race around the World“ teil und möchte eine Spendensumme von 15 000 Euro für die „Zeltschule e.V.“ erreiche. Die Zeltschule, ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in München, hat bislang 30 Schulen – 15 im Libanon, 15 in Syrien – für syrische Flüchtlingskinder gebaut. „Insgesamt unterrichten wir 7000 Schüler und versorgen 25 000 Menschen. Syrische Flüchtlinge dürfen nicht arbeiten, abgesehen von den Kindern, die auf dem Feld als billige Arbeitskräfte eingesetzt werden“, sagt die Vorsitzende Jaqueline Flory. Daher werden auch die Familien unterstützt, damit die Kinder die Schulen auch wirklich besuchen können. Ein Camp kostet in der Versorgung pro Jahr zwischen 30 bis 80 000 Euro. Die Einrichtungen im Libanon sind derzeit aufgrund der Coronakrise geschlossen, nur Distanzunterricht ist möglich. „Die Kinder in Deutschland können zumindest via Handy oder PC Kontakt halten, im Libanon sitzen sie einfach isoliert im kalten Zelt. Das ist frustrierend“, sagt Flory.
Beim Circumpolar Race around the world müssen 48 000 Kilometer virtuell zurückgelegt werden. Wefelnberg liegt aktuell auf dem ersten Platz von 2026 Läufern. Während des Projekts sammelt die Freiburgerin Spendengelder für den Bau der 2021 geplanten „Wüstenrennmaus-Schule“ im Libanon. Mit den erhofften 15 000 Euro könnten 250 syrischen Flüchtlingskinder das erste Schuljahr finanziert werden.
Bei dem digitalen Lauf um die Welt durchqueren die Teilnehmer 12 Regionen. „Gleich habe ich noch ein paar Kilometer vor mir, dann bin ich in Costa Rica“, erzählt Wefelnberg am Telefon. Doch statt durch zentralamerikanische Regenwälder kämpft sich Wefelnberg in den kommenden Monaten für den guten Zweck weiter durch den Schwarzwald.
SPENDENKONTO DER ZELTSCHULE e.V.
Spenden für das vorgestellte Projekt können unter dem Verwendungszweck „Brigid läuft“ auf das Zeltschule-Konto überwiesen werden.
Kontoinhaber: Zeltschule e.V. IBAN: DE44 7015 0000 1004 3195 29
BIC: SSKMDEMMXXX