München – Eine ungewohnte Stille umgab 2020 die Motocross-Schauplätze dieser Welt. Wo sich sonst grölende Zuschauer und ohrenbetäubende Motorengeräusche gegenseitig übertönen, während die besten Freestyler der Welt spektakulär durch die Lüfte fliegen, herrschte Corona-bedingt gähnende Leere. Eine Weltmeisterschaft fand nicht statt, auch nicht in einer verkürzten Geister-Version. Der Thüringer Luc Ackermann bleibt also kampflos amtierender FMX-Champion. „Das haben wir uns alle ein wenig anders vorgestellt“, erzählt der 22-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. „Natürlich hätte ich gerne meinen Titel verteidigt, aber dazu konnte es eben nicht kommen.“
2019 krönte sich Ackermann zum jüngsten Freestyle-Weltmeister aller Zeiten. Es sollte der Anfang einer Karriere voller Rekorde werden. Stattdessen muss sich der Senkrechtstarter am Motocross-Himmel im heimischen Niederdorla in Geduld üben. „Ich gehe ab und zu ein bisschen laufen und halte mich fit“, schildert Ackermann. „Nebenbei bereite ich die Motorräder für die kommende Saison vor.“
Wann diese Saison stattfindet? Unklar. Bis Herbst ist der Terminkalender leer. „Es ist schwierig, sich selbst zu motivieren,“ erzählt der mehrfache Weltrekordhalter. „Man hat keine wirklichen Ziele, keine Veranstaltungen.“
Und doch arbeitet der Motocross-Pilot weiter unermüdlich. 500 Meter von seinem Wohnhaus entfernt befindet sich eine Übungsstrecke. „Es gibt mehrere Sachen, die ich noch lernen will, bevor es dann wieder losgeht.“ Die Konkurrenz schlafe ja schließlich auch nicht.
Eine Prognose für 2021 will Ackermann nicht treffen. Seine Hoffnung: „Dass es wieder eine Weltmeisterschaft gibt, in der ich dann auch meinen Titel verteidigen kann.“
Irgendwann wird es auch finanziell knapp. „Man muss sich als Sportler schon Gedanken machen, wie man sein Geld bekommt“, gibt er zu bedenken. Seine persönliche Lösung: „Wir werden viel auf Videoprojekte setzen.“
Das hat schon 2020 gut funktioniert. Kurz vor Weihnachten erschien Ackermanns biografische Dokumentation „Go Big or go home“ auf diversen Streaming-Plattformen. Der Film begleitet Ackermann auf seinem Weg vom Rookie zum Weltmeister.
„Der Film soll die letzten Jahre rekapitulieren und zeigen, was alles hinter dem Erfolg steckt“, erzählt der stolze Protagonist. In der Doku kommen unter anderem die größten Motocross-Legenden der Welt zu Wort. Und: Mama Melitta konnte ihren Sohn auch endlich in Aktion erleben. „Meine Mutter konnte nie zuschauen – verständlicherweise“, sagt er und lacht. „Sie weiß, was in diesem Sport passieren kann.“ Aktuell passiert im Freestyle-Motocross aber erst einmal weiter nichts.