Venlo – Das Spiel „zum Haareraufen“ dürfte Martina Voss-Tecklenburg noch länger im Kopf bleiben. Zwei dermaßen unterschiedliche Hälften im Härtetest der DFB-Frauen beim Europameister Niederlande lieferten der Bundestrainerin viel Stoff zur Analyse. Ihr verjüngtes Team kann für die Mission EM-Titel 2022 wichtige Erkenntnisse mitnehmen.
„Uns ist bewusst, dass wir genau mit diesen Spielen reifen, jede muss daraus lernen, daran wachsen“, erklärte Voss-Tecklenburg, die sich nach dem 1:2 in Venlo über Defizite in der Defensivarbeit und – wieder einmal – im Abschluss ärgerte: „Wir müssen uns belohnen und Tore erzielen, es war wirklich ein bisschen zum Haareraufen.“
Die Spielerinnen empfanden das Prestigeduell mit dem WM-Zweiten zum Abschluss des Drei-Nationen-Turniers im Vergleich zum 2:0 gegen Belgien drei Tage zuvor als Fortschritt. „Sich mit solchen Spielerinnen messen zu können, ist immer schön, man sieht, wo es noch fehlt“, sagte Lena Oberdorf.
Die 19 Jahre junge Innenverteidiger wähnte sich im Duell mit Star-Stürmerin Vivianne Miedema mitunter wie in einer Parallelwelt. Beim 0:1 zum Beispiel, das die Oranje-Rekordtorjägerin für Jackie Groenen (16.) kunstvoll vorbereitete. „Meiner Meinung nach hatte ich alles zugemacht, und dann spielt sie den Ball über ihr Standbein noch ein bisschen an mir vorbei“, schilderte Oberdorf die Szene: „In meiner Realität war das gar nicht möglich.“
Ab dem Ausgleich durch Laura Freigang (44.) zeigten die DFB-Frauen dann, wieso sie sich immer noch zur Weltspitze zählen. Doch die Offensive um die flinke Klara Bühl vergab allerbeste Gelegenheiten, nachdem auf der Gegenseite Danielle van de Donk (60.) per Abstauber die nötige Entschlossenheit demonstriert hatte.
„MVT“ nahm die Bayern-Angreiferin Bühl (20) dennoch in Schutz. „Das Mädel ist noch so jung und hat schon so viel Potenzial. Ich hoffe, dass es in rund anderthalb Jahren ein wenig cooler vor der Kiste abgeht bei ihr.“
Ganz so lang dauert es zwar nicht mehr bis zur EM in England (6. bis 31. Juli 2022), doch Zeit zum Formen eines Titelanwärters gibt es nach der verpassten Olympia-Qualifikation noch reichlich. sid