Plötzlich wieder Spannung

von Redaktion

Bayern hat zuletzt fünf Punkte liegen gelassen – nutzt Verfolger Leipzig die Chance?

VON JOSÉ CARLOS MENZEL LÒPEZ

München – Was bis vor wenigen Wochen noch undenkbar schien, ist jetzt Realität: Der Titelkampf im deutschen Oberhaus ist wieder offen! Fünf Punkte haben die Seriensieger aus München in ihren letzten zwei Spielen liegen lassen, ein ungewohnter Durchhänger des FC Bayern, den die Konkurrenz zu nutzen wusste. RB Leipzig ist dank zweier Siege gegen Augsburg sowie bei Hertha BSC wieder auf zwei Zähler an den Rekordmeister herangerückt. Und ganz egal, ob es sich bei den Münchnern möglicherweise nur um einen Schlendrian in der Liga gehandelt hat, so bietet sich der Konkurrenz doch noch mal die Chance, der Dominanz des FCB bei acht Meisterschalen in Folge ein Ende zu setzen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Hört man sich im Osten der Republik um, so scheinen die Leipziger Bullen diese Gelegenheit beim Schopfe packen zu wollen. Hatte RB-Cheftrainer Julian Nagelsmann die Meister-Ambitionen seiner Mannschaft jüngst noch als „töricht“ bezeichnet, so schlagen die Brauseburschen derzeit wieder andere Töne an. „Wir nehmen das gerne an, dass wir enger dran sind und in den nächsten Wochen noch einen geilen Kampf haben“, meinte Stürmer Yussuf Poulsen zum Duell um die Schale. „Aber eigentlich alle in der Spitze, wenn man sieht, wie gut auch Frankfurt und Wolfsburg mitziehen. Deshalb wird es dieses Jahr eine spannende Bundesliga.“ Zur Erinnerung: Nagelsmann selbst war es, der 2018 höchst ambitioniert die Meisterschaft als Saisonziel der Sachsen ausgegeben hatte.

Damit das Vorhaben auch in den kommenden Wochen ein realistisches bleibt, dürfen die Leipziger sich keine Ausrutscher mehr erlauben. Während der Tabellenführer am Samstag leicht gefährdete Kölner empfängt, müssen die Nagelsmänner gegen Gladbach bestehen. Danach steht für die Bayern der Klassiker gegen Dortmund an, der Hit in Leipzig folgt Anfang April. Und dass der Titelkampf in gewisser Weise nicht nur zwischen RB und FCB ausgetragen wird, sondern auch von den übrigen Bundesligisten abhängt, rief Christian Seifert den „Kleinen“ unlängst ins Gedächtnis. „Wenn der FC Bayern noch ein paar Mal hintereinander Meister werden sollte, wäre das nicht gerade förderlich für die Wahrnehmung des Wettbewerbs. Aber es liegt nicht am FC Bayern, dies zu ändern“, unterstrich der DFL-Boss in Richtung der „17 Klubs“. Bestes Beispiel: Abstiegskandidat Bielefeld, das sich neulich einen Punkt in der Arena hart erkämpfte.

Das Motto: Mehr Mut, Bundesliga! Gerade in der jetzigen Situation, die an der Säbener Straße trotz der Lazio-Demonstration alles andere als rosig ist. Corona hat die Münchner im Griff, die Verletzungen ebenso und frischer wirkten die Bayern auch schon mal. Oder wie Lothar Matthäus es formulierte: „Schon jetzt ist es doch so, dass sich Hansi Flick in kritischen Situationen zur Ersatzbank umdreht und denkt: Wer genau kann mir jetzt wirklich weiterhelfen? Das erinnert mich manchmal an die Lage von Jupp Heynckes im Finale dahoam.“ Im direkten Duell mit Leipzig ist sich der Sky-Experte sicher, dass „Leipzig von der Bank aus auf den meisten Positionen besser nachlegen“ kann. Es steht außer Frage, dass die Bayern die (x-te) Herausforderung der Liga annehmen. Ob sie diesmal ernst gemeint ist, müssen andere beweisen.

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