Segler Huusela: der Letzte auf hoher See

von Redaktion

VENDEE GLOBE Der Finne wird mit wohl 36 Tagen Rückstand das Ziel erreichen

Hamburg – Boris Herrmann war im TV-Studio bei Markus Lanz. Er hat die Lose im DFB-Pokal gezogen und nach dem ganz großen Tamtam langsam damit begonnen, die Strapazen der Vendée Globe, der härtesten Regatta der Welt, abzustreifen. Wieder anzukommen nach 80 Tagen im mentalen Ausnahmezustand, das dauert.

Vor knapp einem Monat beendete der erste deutsche Teilnehmer seine Weltumrundung bei dem legendären Segelrennen – Ari Huusela kann vom so verdienten Jubel bei seiner Ankunft und einer festen Umarmung von Ehefrau Niina noch immer nur träumen. Der 58 Jahre alte „fliegende Finne“, wie er aufgrund seines Berufs als Pilot getauft wurde, kämpft weiter Stunde für Stunde und Tag für Tag um seine Ankunft in Les Sables-d’Olonne an der französischen Atlantikküste. Er ist Letzter des Feldes, 25., und hat bis zum 5. oder 6. März noch Turbulenzen zu überstehen. Insgesamt wird sein Rückstand auf den Sieger wohl um die 36 Tage betragen.

„Es fühlt sich an, als wäre das Erreichen der Ziellinie eine nie endende Geschichte“, sagte Huusela zuletzt, nachdem er die 100-Tage-Marke schon übertroffen hatte. Am Donnerstagmittag zeigte das Tracking rund 3000 verbleibende Kilometer für ihn an. Neben Huusela ist nur noch eine weitere Starterin von ursprünglich 33 Teilnehmern unterwegs Richtung Ziellinie: Die Französin Alexia Barrier, sie könnte an diesem Wochenende ankommen.

Huusela, der im normalen Leben eine A350 für die Fluglinie Finnair steuert, erfüllt sich mit der beschwerlichen Teilnahme an der Vendée Globe einen Traum. Die Freunde seines Sohnes, ein ehemaliger Elitesoldat, der mittlerweile die finnische Botschaft in Kabul bewacht, halten ihn zwar für verrückt. Und seine Tochter wollte ihn zu einem Ende seiner Segelkarriere bewegen. Aber Huusela war von seinem Vorhaben nicht abzukriegen.

Nun kämpft er schon mehr als 108 Tage und versucht, seine Reise zu genießen. Die Bedingungen der vergangenen Tage ließen das aber kaum zu. „Das Boot schlug so hart auf, dass ich dachte, es würde zusammenbrechen“, so Huusela: „Das Boot ist immer noch in einem Stück, und ich bin in einem Stück.“

Also tastet er sich weiter vor durch Wind und Wellen in Richtung der Bucht von Biskaya. „Ich habe es nicht eilig“, sagte Huusela, der hin und wieder vom Schnee in Lappland träumt: „Ich freue mich schon auf das Langlaufen.“  sid

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