Frankfurt/Main – Leber- und Muskelbiopsien, hohe Dosen von Anabolika mit Spätfolgen: Die ARD-Dokumentation „Menschenversuche – Die heimlichen Experimente im DDR-Sport“, die am Freitag (19.05 Uhr) in der ARD gezeigt wird, enthüllt ein dunkles Kapitel des SED-Staates. Nämlich den Missbrauch von Freizeitsportlern als „Versuchskaninchen“ für die Topsportler. Experimente, die den Stars nicht zugemutet werden, deren fragwürdige wissenschaftliche Ergebnisse sie aber leistungsfähiger machen sollten.
In der DDR sind laut ARD-Doku spätestens seit Beginn der 70er Jahre und bis kurz vor dem Mauerfall Experimente an Freizeitsportlern durchgeführt worden – ein Punkt, der in der Aufarbeitung von Staatsdoping bislang keine Rolle spielte. In dem Film wird von Gewebeabnahmen in den Muskeln und in der Leber berichtet, bei denen das Zwerchfell durchstoßen wurde. Die Bilder dieser schmerzhaften Prozedur sind in einem geheimen Film von 1976 enthalten, der für die Mitglieder des SED-Politbüros bestimmt war. Weitere ARD-Recherchen in Stasi-Akten und Dokumenten belegen zudem Doping-Experimente an Freizeitsportlern.
„Wenn wir davon ausgehen, dass über einen Zeitraum von 20 Jahren am FKS Forschungskonzeptionen in großer Fülle entwickelt und durchgeführt wurden, dann reden wir hier nicht von Einzelpersonen, sondern von mehreren Hundert“, sagte Anne Drescher, Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur in Mecklenburg-Vorpommern. dpa