Oberstdorf – Karl Geiger fiel Katharina Althaus kreischend in die Arme, Markus Eisenbichler wollte Anna Rupprecht gar nicht mehr loslassen: Die „Fantastischen Vier“ des deutschen Skispringens haben mit Gold im Mixed-Wettbewerb die Schanzen-Party bei der WM in Oberstdorf eindrucksvoll fortgesetzt.
Nur 24 Stunden nach Einzel-Silber durch Geiger flog der DSV-Vierer zur erfolgreichen Titelverteidigung. „Das ist schon extrem überraschend. Natürlich haben wir gehofft, dass wir um die Medaillen springen. Aber dass wir Gold gewinnen, ist fantastisch“, sagte Männer-Bundestrainer Stefan Horngacher: „Jetzt haben wir sogar Gold und Silber, das ist fantastisch.“
In einem spannenden Wettkampf gewann Deutschland mit 1000,8 Punkten vor Norwegen mit Überflieger Halvor Egner Granerud (995,6) und Österreich (986,5). Für den Gastgeber war es die erste Goldmedaille bei den Titelkämpfen im Allgäu. „Ich bin megastolz auf die Mädels. Mir ist ein Felsbrocken vom Hals gefallen“, sagte Frauen-Coach Andreas Bauer. Seine Skispringerinnen waren zuvor deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Eisenbichler schrieb mit dem Triumph Geschichte: Für den 29-Jährigen ist es der fünfte WM-Titel seiner Karriere, damit überholt er den bisherigen deutschen Rekordhalter Martin Schmitt. Bei den Frauen hat die diesmal nicht nominierte Carina Vogt ebenfalls fünf Goldmedaillen gewonnen.
„Ich bin den Trainern dankbar, dass sie mir vertraut haben. Titel werden von denen gemacht, die für dich arbeiten. Das war toll“, sagte der Weltmeister von der Großschanze. Erleichtert war auch die Olympia-Zweite Althaus. „Gold, und das daheim – ich freue mich riesig. Das ist mega mega cool“, sagte Lokalmatadorin Althaus, die im Einzel nicht über Rang zehn hinausgekommen war: „So ist Skispringen – an einem Tag läuft es, am anderen nicht. Ich habe mich heute von Anfang an viel wohler gefühlt.“ In dem zum fünften Mal ausgetragenen Wettbewerb hieß der Sieger somit zum vierten Mal Deutschland, nur bei der WM-Premiere 2013 hatte Japan gewonnen.
Das DSV-Quartett erwischte einen Start nach Maß in den 2022 erstmals olympischen Wettbewerb: Althaus (104,0 m) und Eisenbichler mit weniger Anlauf (100,0 m) brachten den „gemischten Vierer“ mit zwei Top-Flügen sofort an die Spitze. Rupprecht (92,5 m) musste zwar kurzzeitig Norwegen und Österreich passieren lassen, doch Geiger (99,5 m) sorgte für die Halbzeit-Führung. Im zweiten Durchgang bauten Althaus (99,5 m) und Eisenbichler (98,5 m) bei nun schwierigeren Bedingungen die Führung sogar kontinuierlich aus. Auch Rupprecht (98,5 m) glänzte diesmal, Geiger (99,5 m) machte den unerwarteten Triumph klar.
Für die Initialzündung hatte am Samstag Geiger mit Silber im Einzel gesorgt. „Ich bin echt sprachlos, das habe ich nicht kommen sehen“, sagte der längst als „Kleinschanzen-Karle“ berühmte Bayer, der sich in einem packenden Wettkampf einzig dem neuen Weltmeister Piotr Zyla aus Polen geschlagen geben musste. Dass 180 Zentimeter zum Gold fehlten, störte ihn nicht großartig. Er fand es auch so „genial“, in seinem Heimatort eine Medaille gewonnen zu haben. 24 Stunden später folgte sogar Gold.
Springer und Springerinnen ziehen nun auf die Großschanze um. Um Medaillen geht es auf dem großen Bakken erstmals am Mittwoch mit dem Einzel der Frauen ab 17.15 Uhr. „Ich freue mich mega auf die Großschanze“, sagte Althaus: „Ich glaube, jetzt ist der Knoten geplatzt.“ sid