Belgrad – Es ist ja gerade einmal ein Jahr her, seit Dejan Radonjic sein Engagement beim FC Bayern beendete. Ein Engagement, das zumindest am Ende mit nicht viel Gutem verbunden war. So gesehen wird der Auftritt bei Roter Stern Belgrad, wo Radonjic seit einigen Wochen den Ton angibt für manch einen Münchner ziemlich missliebige Erinnerungen wach gerufen haben. Die sie nach einem quälenden Basketballabend dann aber erfolgreich abschüttelten. 78:76 (31:35) setzte sich das Team von Trainer Andrea Trinchieri dank eines weiteren Kraftakts im Schlussviertel durch. Sieg Nummer 17 – die Chance auf die Playoffs wird greifbarer. „Ein großartiger Sieg“, sagte Trichieri entsprechend aufgeräumt.
Schnell wurde klar: dieser Abend in der serbischen Hauptstadt wird nicht als Leckerbissen in die Rückschauen auf diese Euroleague-Saison eingehen. Die schwer von Verletzungen Und Coronafällen geplagten Gastgeber ließen zwar den Ball irgendwie kreiseln. Um am Ende meist doch nur im eins gegen eins das Glück zu versuchen. Ging ja auch oft gut, alleine der NBA-erfahrene Jordan Loyd schenkte den Münchnern 26 Punkte ein.
Und das war umso ungünstiger als den Bayern selbst im Spiel nach vorne auch nichts unbedingt Zündendes einfallen wollte. Was so einer der wenigen Makel der weitgehend so furiosen Münchner Saison in Europa ist. Das Team von Trainer Andrea Trinchieri tut sich manchmal auch gegen weniger talentierte Ensembles schwer, ein Spiel spielerisch zu beherrschen. In Belgrad wirkte es teilweise fast hilflos, wie sich die Bayern mühten, zumindest halbwegs freie Wurfgelegenheiten zu erspielen. Dass die Spielgestalter Zan Mark Sisko und Wade Baldwin von den auch nicht unbedingt in Bestform pfeifenden Unparteiischen früh in Foulprobleme gebracht wurde, machte die Sache nicht unbedingt einfacher.
Wobei der US-Amerikaner immerhin als Vollstrecker munter mitmischte. 26 Punkte steuerte er bei. Und das war dann schon eine ziemlich wesentliche Basis um die Münchner dem ersehnten 17. Saisonerfolg nach zwischenzeitlich bis zu zehn Punkten Rückstand doch noch einmal ziemlich nahe zu bringen. Drei Minuten vor Schluss bescherte Baldwin den Münchnern den kaum mehr erwarteten 68:68-Ausgleich.
Und das war, eine unverhoffte Chance, die sich die Bayern tatsächlich nicht nehmen ließen. Zumal sich der lange indisponierte Vladimir Lucic im Endspurt auch noch seiner Qualitäten entsann. Null Punkte in den ersten 30 Minuten, deren zehn im Schlussviertel – auch das ist das Merkmal eines Spitzenspielers. Und es war der Impuls, den die Bayern am Ende gebraucht haben um diesen kaum mehr erwarteten weiteren Erfolg ins Ziel zu bringen. PATRICK TORRES