Der Deutschen Eishockey Liga geht es gut. DEL-Chef Gernot Tripcke lädt regelmäßig Journalisten zur Videokonferenz, ihm ist die Zufriedenheit über den Verlauf der Saison anzumerken. Die DEL hatte von allen Profiligen am längsten gezögert, bevor sie den Saisonstartschuss gab. Nun sieht es aus, als hätte sie alles richtig gemacht: Kaum Infektionsgeschehen in den Teams, ein pandemiekonformer Modus mit Süd- und Nord-Gruppe, ein kreativer Spielplan, der Eishockey auf den Bildschirm und dem Medienpartner Telekom erfreulich hohe Quoten bringt. In der Not hat das deutsche Eishockey gezeigt, dass es auch mal um die Ecke denken kann.
So sehr man die Führung der Liga loben muss – die strategische Arbeit der Clubs ist anders zu bewerten. Sie haben sich nicht aus dem alten Denkmuster befreien können. Das nämlich fordert, jeden verfügbaren (und in vielen Fällen auch gepumpten) Euro in die Mannschaft zu stecken und, sei es auch nur für ein paar Wochen, noch einen 30-jährigen Kanadier aus der East Coast Hockey League zu verpflichten, damit der zehn Minuten pro Spiel in der vierten Reihe herumläuft. Einige Vereine können es sich leisten, so zu agieren. Doch ihre Mehrzahl hatte sich vorgenommen, in der Saison 2020/21 auf die Umstände Rücksicht zu nehmen: Dem Bestandspersonal wurde Gehaltsverzicht von bis zu 60 Prozent abgerungen (das führt nah ans gesetzliche Kurzarbeitergeld heran), dann sollte man seine loyalen Spieler also nicht brüskieren mit Nachverpflichtungen, die im Januar, Februar, März in die Kabine spaziert kommen. Muss ja doch noch irgendwo Geld vorhanden sein, oder? In manchen Clubs kam es jedenfalls zu Diskussionen.
Zum Transferschluss erlebte die DEL noch einen finalen Verpflichtungsrausch. Mannheim holte den üblichen kanadischen Stürmer, der zuvor für den Pekinger Verein Kunlun Red Star spielte, München den kanadischen Verteidiger, der in der DEL ein paar Ex-Kumpels von Dinamo Riga treffen wird, Augsburg reagierte auf die Verletzung eines Torwarts mit dem Transfer von zwei (ausländischen) Torhütern und hat nun fünf Keeper lizenziert. Frage: Wofür das alles? Die Stadien bleiben bis Saisonende leer, auch ein attraktiverer Kader wird keine weiteren Einkünfte generieren. Und was wird der Titel in einer Notsaison mit Best-of-Three-Mini-Playoffs wert sein? Fragen für den Sommer, in dem die Clubs ihren Spielern mit nicht mehr so guten Argumenten gegenübertreten.
Guenter.Klein@ovb.net