Peter der Große ist tot

von Redaktion

Grosser, Kapitän der Meisterelf des TSV 1860, stirbt im Alter von 82 Jahren

VON LUDWIG KRAMMER UND ULI KELLNER (MIT DPA)

München – Die Fußballwelt trauert um Peter Grosser. Der ehemalige Nationalspieler und Kapitän des TSV 1860 wurde am Montag leblos in seiner Münchner Wohnung aufgefunden. Gestern wurde sein Tod bestätigt. Die Polizei dementierte einen Suizid nicht. Grosser wurde 82 Jahre alt. „Die gesamte Löwen-Familie ist in tiefer Trauer“, schrieben die Sechziger auf ihrer Homepage. „Peter Grosser hat nicht nur Titel mit dem TSV 1860 gewonnen, sondern auch als Mensch in Giesing tiefe Spuren hinterlassen. Ruhe in Frieden!“

Noch am Donnerstag hatte unsere Zeitung mit Grosser telefoniert, nachdem ein erster Versuch am Mittwoch wegen eines Arzttermins des Ur-Münchners verschoben werden musste. Anlass des Gesprächs war das Drittliga-Derby der Löwen gegen die SpVgg Unterhaching am vergangenen Freitag (3:1). Mit beiden Clubs hatte Grosser eine tiefe Verbindung, in Haching wirkte er nicht nur als Trainer, sondern von 1990 bis 2011 auch als Vizepräsident.

Seine gerne ironisch gefärbte Heiterkeit war in den vergangenen Monaten vom Corona-Lockdown deutlich getrübt worden. „Ich lebe alleine und bin als Mitglied der Risikogruppe jetzt praktisch seit einem Jahr in Quarantäne“, sagte Grosser. Öffentliches Jammern war ihm trotzdem zuwider. Standardsatz: „Es hilft ja nix.“ Der Rest des Telefonats drehte sich um den Fußball, um die Hoffnungen der Hachinger im Kampf um den Klassenerhalt und die Aufstiegschancen der Löwen. „Noch ist nichts verloren. Aber jetzt braucht’s eine Serie . . .“ Auch der Bayerische Fußballverband (BFV) gedenkt dem Verstorbenen. „Peter Grosser war ein echtes Münchner Kind, der den Fußball in der Stadt als Spieler, aber auch als Trainer geprägt und zu Erfolgen verholfen hat – und der auch nach seiner aktiven Karriere aus Überzeugung Verantwortung übernommen hat“, schrieb BFV-Präsident Rainer Koch in seiner Stellungnahme: „Wir verlieren mit ihm einen großen Sportsmann und aufrichtigen Menschen.“

Erschüttert von der Todesnachricht war Franz Hell, 67. Der Löwen-Fan seit den ersten Tagen der Bundesliga kannte Grosser nicht nur vom Fernsehen, sondern persönlich. „Das macht mich sehr traurig“, sagte Hell am Telefon: „Ich hab den Peter zuletzt vor ein paar Wochen gesehen, da war er am Trainingsgelände. Ich habe ihn gefragt, wie’s ihm geht. Da hat er gesagt: ,Weißt ja selber…’ Auf mich hat er da schon einen etwas angeschlagenen Eindruck gemacht.“

Als Fußballer, so Hell, sei Grosser absolut „genial“ gewesen: „Im entscheidenden Spiel zur Meisterschaft, 1966 in Dortmund, war er mit dem Radi zusammen der überragende Spieler auf dem Platz. Er hat die Mannschaft geführt und ein Supertor ins Kreuzeck geschossen. Bis zuletzt war er großer Unterstützer des Profifußballs bei 1860. Er hat viele Spiele in den unterschiedlichen Stadien angeschaut. Peters Traum war immer, dass wir noch mal in die Bundesliga aufsteigen, zumindest in die zweite. Er war absolut volksnah, hat mit jedem gesprochen und Autogramme gegeben. Für mich ist und bleibt er eine Legende.“

Damit dürfte Hell nicht nur allen Löwen-Fans aus dem Herzen sprechen.

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