München/Rogla – Ramona Hofmeister hob entschuldigend die Arme, als ihr Traum von Gold auf den letzten Metern platzte. Doch als sie kurz darauf ihrer Teamkollegin Selina Jörg um den Hals Arme fiel, war von Ärger über den entgangenen WM-Titel nichts mehr zu spüren: Silber für Hofmeister, Bronze für Jörg, die am Vortag schon Gold im Parallelriesenslalom gewonnen hatte – die deutschen Raceboarderinnen haben bei den Titelkämpfen im slowenischen Rogla auch im Parallelslalom geliefert.
„Das ist einfach nur gestört“, sagte Hofmeister, 24, und lachte, „es fallen mir so viele Steine vom Herzen“. Das überraschende Viertelfinal-Aus im Parallelriesenslalom (PGS) 24 Stunden zuvor habe sie „wirklich mitgenommen. Heute die Medaille mitzunehmen, dazu noch mit der Selina zusammen – glücklicher könnte ich gar nicht sein!“ Das war bei der Siegerehrung zu spüren, als Hofmeister mit der Medaille um den Hals einen spitzen Jubelschrei ausstieß.
Einen Tag nach dem Gold-Coup durch Jörg im Parallelriesenslalom kratzte auch Hofmeister am Titel. Doch im Finale war die erst 17-jährige Russin Sofia Nadyrschina, am Montag Zweite hinter Jörg, zu stark für die Polizeimeisterin aus Bad Reichenhall. Dennoch sorgte Hofmeister für ein Novum: WM-Silber im Parallelslalom, ihrer schwächeren Disziplin, hatte noch keine deutsche Raceboarderin geholt. Jörg (Sonthofen) komplettierte das deutsche Snowboard-Glück mit dem Sieg im „kleinen Finale“ über Megan Farrell aus Kanada.
Auch Jörg war nach ihrer zweiten Medaille überwältigt. „Überragend! Ich habe dafür keine Worte“, sagte sie: „Ich war ziemlich müde, weil gestern einiges auf mich eingeprasselt ist. Ich hätte heute niemals damit gerechnet, einfach nur brutal.“
Entsprechend positiv fiel auch das WM-Fazit der Verantwortlichen von Snowboard Germany aus. „Wir gehen immer auf den ersten Platz, aber Zweite und Dritte, das ist einfach mega“, sagte Cheftrainer Paul Marks. Sportdirektor Andi Scheid bilanzierte hochzufrieden: „Drei Medaillen – wir ziehen ein absolut positives Resümee und schauen den Olympischen Spielen im nächsten Jahr positiv entgegen.“
Hofmeister setzte sich auf dem Weg ins Finale gegen Jessica Keiser aus der Schweiz, die Russin Natalia Sobolewa und Farrell durch, die im Viertelfinale Cheyenne Loch (Schliersee) ausgeschaltet hatte. Im Kampf um Gold lag sie früh zurück und hatte letztlich keine Chance. „Unsauber, unsauber, unsauber“ sei sie da gefahren, sagte die Gesamtweltcupführende. Jörg, 33, bezwang Farrell im Kampf um Bronze knapp mit einem Vorsprung von 0,08 Sekunden. Carolin Langenhorst scheiterte im Achtelfinale, Ester Ledecká aus Tschechien fehlte erneut wegen ihrer Rückenverletzung.
Wie am Vortag schlecht lief es für die deutschen Männer. Stefan Baumeister, bei der WM 2019 zweimal Dritter, scheiterte in der Quali (Platz 20 wie im PGS). Dort blieben auch Elias Huber (23.) und Ole Mikkel Prantl (30.) hängen. „Bei den Jungs haben wir noch ein bisschen Hausaufgaben zu machen“, sagte Sportchef Scheid. Benjamin Karl aus Österreich holte sich seinen fünften WM-Titel. sid