Rückkehr von Roger Federer

Mach’s noch einmal, Maestro!

von Redaktion

DANIEL MÜKSCH

Der eigentliche Sieg von Roger Federer beim Turnier in Doha war, dass sein Körper überhaupt auf Profi-Niveau agieren konnte. Nach zwei Knie-Operationen und einem Jahr Pause keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Und das fünf Monate vor seinem 40. Geburtstag.

Die Dreisatz-Niederlage gegen Nikolos Bassilaschwili fiel knapp aus und körperlich machte der Schweizer nicht den Eindruck, einen Nachteil gegenüber der ehemaligen Nummer 16 der Welt zu haben. Dennoch haben sich viele Fans von der Rückkehr des Maestros mehr versprochen.

Diesen Glauben hat sich die aktuelle Nummer 6 der Welt im Laufe ihrer einmaligen Karriere erarbeitet. Von Federer erwartet man Übermenschliches. Sein Auftritt in Doha war menschlich. Immerhin. Aber nicht die Kategorie eines Roger Federer.

Ob er als Fast-Vierziger noch zu mehr in der Lage ist? Zweifel sind angebracht. Schon vor seinen letzten beiden Operationen am Knie war ein Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier in weite Ferne gerückt. Nun scheinen solche Triumphe in unerreichbare Sphären gewandert. Nicht der Kampf um noch mehr Pokale, sondern seine pure Teilnahme an Turnieren im Profibetrieb stellen den Genuss für Fans dar. Das wissen auch seine Kontrahenten und gehen in Duelle gegen Federer nicht mehr, um mit dem größten Spieler aller Zeiten eine Stunde den Platz teilen zu dürfen, sondern, um gegen ihn zu gewinnen.

Mit einer Ausnahme: Wimbledon.

Acht Mal konnte er das prestigeträchtigste Turnier der Welt gewinnen. So oft wie kein anderer. Und noch immer bietet der Rasen den besten Untergrund für sein Spiel. Er kann die Ballwechsel kurz gestallten, seine Volleys einsetzen und mit seinen Aufschlagvarianten dominieren. So auch das Kalkül des Wimbledon-Rekordsiegers für 2021. Seine Rückkehr auf die Tour hat er ganz der Veranstaltung im All England Lawn Tennis Club untergeordnet. Hier rechnet er sich Titelchancen aus. Zu Recht.

Federer-Fans werden Ende Juli mit gemischten Gefühlen in den Londoner Stadtteil blicken: Schafft es Federer wirklich, den Siegerpokal zum neunten Mal in den Himmel zu hieven, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er in seiner Dankesrede auch seinen Rücktritt verkündet.

Es wäre der krönende Abschluss einer übermenschlichen Karriere. Und sehr traurig.

Daniel.Mueksch@ovb.net

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