München – Der Aufstiegstraum ist nach zwei Saisondritteln tatsächlich nur noch ein Traum, realistischerweise dürfen sich die Löwen bei Ansicht des Tabellenbilds auf eine vierte Saison in der 3. Liga einstellen. Aktuelles Zwischenfazit von Michael Köllner: „Wir sind in der Spur, was die Erwartungen vor der Saison betrifft. Trotzdem ärgere ich mich, weil mehr drin gewesen wäre.“ Worte, mit denen der beliebte Trainer die Gemütslage der Anhängerschaft treffend umreißen dürfte. Der Konjunktiv hat bekanntermaßen Dauer-Konjunktur in Giesing und Umgebung. Wie es bei ähnlichen finanziellen Bedingungen sportlich besser werden soll in der kommenden Spielzeit, das ist die große Frage bei Münchens großer Liebe. „Jeder hat den Wunsch, in die Zweite Liga zurückzukehren“, sagt Chef-Kaderplaner Günther Gorenzel. „Aber man muss auch wissen, dass es mit unserem Etat in den letzten zwölf Jahren nur eine Mannschaft geschafft hat, aufzusteigen.“ 2017 war das, eine Mannschaft namens Jahn Regensburg – gegen die havarierte Söldnertruppe um (to the) Toptrainer Vitor Pereira. Toxisches Material für den weiß-blauen Gedächtnis-Giftschrank.
Immerhin: Einige der sicher arbeitenden Kraftwerke des aktuellen Kaders haben bereits eine Laufzeitverlängerung erhalten: Trainer Köllner, Torjäger Sascha Mölders, jüngst Sechser Daniel Wein. Weitere Namen sollen laut dem (gleichfalls verlängerten) Gorenzel bald folgen. „Wir führen intensive Gespräche, sind sehr weit mit vielen Spielern. Jeder weiß Bescheid, wohin die Reise geht.“ Nach Informationen unserer Zeitung wird demnächst bei Semi Belkahia Vollzug gemeldet werden. „Es gibt keine zwei Meinungen, dass Semi einer der talentiertesten Innenverteidiger der Liga ist“, sagt Gorenzel. Anders soll es im Fall Dennis Erdmann aussehen, bei dem alle Indizien auf einen Abschied hindeuten. Auch Leon Klassen hat wohl keine Zukunft mehr bei 1860. Von Gorenzel (unter Bierofka) noch als Großtalent auf links gepriesen, ist der ehemalige russische U19-Nationalspieler bei Köllner zumeist außen vor, kam nach einem Startelf-Einsatz beim 1:2 gegen Saarbrücken in der Hinrunde nicht mehr über sporadische Einwechslungen hinaus. Eine weitere Hoffnung, die 1860 ablösefrei verlassen wird.
Erhalten bleiben sollen den Löwen dafür drei Bayern: Der am Kreuzband verletzte Quirin Moll, dem laut Gorenzel ein neues Vertragsangebot vorliege, dazu Routinier Phillipp Steinhart (wie Moll ein gebürtiger Dachauer) und Vollgas-Niederbayer Fabian Greilinger.
Über allem steht freilich die Richtungsentscheidung, die nur die Gesellschafter treffen können und die Trainer Köllner am Donnerstag in zwei Teilen formulierte: „Sind wir in der Lage, uns als Mannschaft weiterzuentwickeln? Ich glaube schon, dass wir das gemacht haben. Aber sind wir auch in der Lage, dass sich der Verein entwickelt? Ich könnte mich erbrechen, wenn ich manchmal die Schuldzuweisungen in den Sozialen Medien lese. Wenn wir vereint sind, ist Sechzig eine Macht. Wenn jeder sein eigenes Thema vor sich herträgt und versucht, es auf den anderen abzuwälzen, dann geht’s nicht.“