Chemnitz – Es ist kein Ende in Sicht, im Gegenteil: Der Streit um die suspendierte Chemnitzer Kunstturntrainerin Gabi Frehse eskaliert weiter. Der Olympiastützpunkt hat mit einer Gegenexpertise einen Kontrapunkt und mehrere Fragezeichen hinter den vom Deutschen Turner-Bund (DTB) initiierten Untersuchungsbericht gesetzt.
Die frühere Schwebebalken-Weltmeisterin Pauline Schäfer und weitere Athletinnen werfen ihrer Ex-Betreuerin Beschimpfungen, überhartes Training und die Verabreichung von Medikamenten ohne ärztliche Absprache vor. Der DTB fordert daher vom Olympiastützpunkt Chemnitz die Entlassung Frehses und will seine Athletinnen nicht mehr von der 60-Jährigen betreuen lassen.
Autor der Chemnitzer Expertise ist Udo Rudolph, Professor für Allgemeine und Biopsychologie am Institut für Psychologie der TU Chemnitz. „Es gibt eine Vielzahl von Indikatoren, die für deutliche Mängel in der Durchführung der Untersuchung sprechen“, heißt es in Rudolphs Schlussfolgerungen.
Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auf fehlende Begleitung der Befragungen durch psychologisch geschulte Fachkräfte. Auch die Wahrung der zugesicherten Anonymität sei nicht konsistent eingehalten worden. Rudolph will auch erkannt haben, „dass eine unvoreingenommene Gesprächsführung nicht mehr möglich gewesen sei“. Eine These, die von Sophie Scheder bereits mehrfach gestützt wurde. Die Olympiadritte von 2016 am Stufenbarren, die sich nach wie vor hinter Frehse und deren Trainingsmethoden stellt, empfand bei den Befragungen im Zusammenhang mit dem DTB-Bericht eine Voreingenommenheit. „Ich hatte das Gefühl, mir wird nicht geglaubt und man wollte meine Meinung nicht wirklich hören“, sagte die 24-Jährige.
Einen ähnlichen Verdacht hegt Frank Munzer. Der Präsident des TuS Chemnitz-Altendorf, dem nahezu alle Chemnitzer Kunstturnerinnen angehören, kann deren Beschuldigungen an die Adresse Frehses nicht folgen: „Sie wird als Monster dargestellt, das sie nicht ist. Sie ist eine autoritäre Trainerin und ein sehr resoluter Mensch“, betonte er. sid