München – Philip Gogulla ist vor eineinhalb Jahren nach München gewechselt, weil er sich beim EHC die besten Chancen ausrechnet, mal Deutscher Meister zu werden. Das ist dem gebürtigen Düsseldorfer, der mal als größtes deutsches Talent galt und 2005 im NHL-Draft in der zweiten Runde gezogen wurde (wie im vergangenen Herbst John-Jason Peterka), nie gelungen. Obwohl er die guten Zeiten der Kölner Haie miterlebte, die zu seinem Lebens-Club wurden, ehe die Beziehung 2018 komplett in die Brüche ging. Sie wurde vor dem Arbeitsgericht beendet. Gogulla ging zur Düsseldorfer EG und absolvierte dort, damit es den Kölnern richtig weh tat, das erfolgreichste Jahr seiner Karriere: 52 Spiele, 52 Scorerpunkte, sauber aufgeteilt nach Toren und Vorlagen, je 26. Der EHC München setzte ihn auf die Planstelle des zurückgetretenen Michael Wolf.
In seiner zweiten Münchner Saison hat Gogulla seinen Düsseldorfer Schnitt wieder annähernd erreicht: 23 Punkte in 24 Spielen. Die Reihen verändern sich selten unter Trainer Don Jackson, Gogulla (33) spielt konstant zusammen mit Frank Mauer (32) und Justin Schütz (20), der seit Ende Januar den nach Nordamerika zurückbeorderten Finnen Kalle Kossila ersetzt. Das Trio steht auf dem Spielberichtsbogen meist nur als dritter Sturm – dennoch ist dieser mit zusammen 27 Treffern das effektivste.
Nun geht es für den EHC auf die erste West-Reise der Saison: am Montag (18.30 Uhr) Düsseldorf, am Dienstag (20.30 Uhr) Iserlohn. Erstes Antesten: Was haben die aus der anderen Gruppe drauf? Bislang sind Vergleiche zwischen Spielern und Teams aus Süden und Norden der DEL nur über die Statistik möglich. Es fällt auf: Die sieben Teams aus Nordrhein-Westfalen (vier), Berlin, Wolfsburg und Bremerhaven sind offensiver ausgerichtet.
Die Düsseldorfer EG, erster Münchner Nord-Gegner, kriselt seit Wochen. Ausnahme: Daniel Fischbuch. Der 27-jährige Stürmer punktet noch besser als Gogulla in seiner DEG-Saison. Bei den Eisbären Berlin war Fischbuch ein Mitläufer gewesen, in Nürnberg (2019/20) wurde er Nationalspieler und Topscorer – die DEG griff zu, schließlich war Fischbuch mal im Düsseldorfer Nachwuchs unterwegs gewesen. Gogulla hat er jedenfalls vergessen lassen.
Ein einmaliges Erlebnis wird für den EHC München am Dienstag das Spiel in Iserlohn. Am Seilersee hat er immer die volle Gehässigkeit des Publikums zu spüren bekommen, das war sogar für das EHC-nahe „Radio Oberwiesenfeld“ stets ein Abenteuer, auf den Presseplätzen sein Mischpult aufzubauen.
Die Absenz von Publikum ist für Gäste ein Segen und trifft die Roosters härter als die Teams aus den gut gepolsterten Multifunktionsarenen – dennoch konnten sich Iserlohn in der bisherigen Nord-Runde vor Kölner Haien und Düsseldorf platzieren. Vierter – besser als erwartet.
Auch dank Joe Whitney. Den 33-jährigen Amerikaner haben die Iserlohner bei Linköping in Schweden entdeckt, er spielte dort ein Jahr (2018/19) zusammen mit Derek Roy, der beim EHC München nach langer Reha bereit für ein Comeback ist. In Schweden war Whitney ein mittelguter Import, in der DEL ist er der effektivste Spieler von allen. Pro 60 Einsatzminuten (also die Zeit eines Spiels) kommt er auf 4,13 Scorerpunkte. Bei Gogulla zum Vergleich sind es 3,38. Und damit Joe Whitney sich noch wohler fühlt, haben die Roosters noch seinen Bruder Steve verpflichtet. Nord/West gegen Süd – die Spiele beginnen. GÜNTER KLEIN