„Bockstark“ gegen Münchens Promis

von Redaktion

Der EHC erlebt, wie schnell man von einem Außenseiter überrumpelt werden kann

VON GÜNTER KLEIN

Düsseldorf/München – In Zeiten, in denen die Fans auf Distanz bleiben müssen, ist die Kreativität der Eishockey-Vereine gefragt: Wie gestalten sie den Kontakt zur Anhängerschaft? Fast alle Clubs haben ihre Kurven geschmückt mit Transparenten von Fans, die dort normalerweise stehen oder sitzen, wie in den Fußballstadien wird auch die Möglichkeit geboten, sich von einem Papp-Avatar vertreten zu lassen. Die Düsseldorfer EG hat sich zusätzlich noch entschieden, auf ihrem YouTube-Kanal das Format „Gameday Live“ anzubieten.

Sobald die Partie, die auf MagentaSport übertragen wurde, beendet ist, gehen die DEG-eigenen Kameras an. Sie zeigen Bilder aus dem leeren Stadion, ein forscher Moderator meldet sich aus dem Studio, gibt eine erste Einschätzung ab – im Fall des 3:2-Sieges über den EHC München am Montagabend – war es ein „bockstark gespielt“, dann wird in die Kabine geschaltet zum ersten Spielerinterview. Es folgt die Pressekonferenz. Zum Abschluss gab es am Montag noch einen Info-Schlenker zur parallel spielenden Düsseldorfer Fortuna („Die Rundballtreter“) und als Fazit des Eishockey-Abends: „Jetzt wird gefeiert.“

Nun ja, der Überschwang des Augenblicks. Die längste Theke der Welt in der Düsseldorfer Altstadt ist pandemiebedingt geschlossen, die DEG muss auch heute schon zum nächsten Spiel antreten, und trotz der drei Punkte gegen den EHC München ist sie derzeit nicht auf Playoff-Kurs. Doch sie war – und das erklärt die Freude – einfach nur erleichtert über einen Sieg nach sechs Niederlagen. Einen Sieg gegen das zweitstärkste Team aus der stärkeren Süd-Gruppe. Was aber sagt dieses die DEG beflügelnde Ergebnis über den EHC und seine Form aus?

Er ist für seine Verhältnisse weiterhin abwehrschwach. Die Düsseldorfer hatten sechs Spiele in Folge verloren, obwohl sie jedes Mal, wie von ihrem Trainer Harold Kreis gefordert, über 30 Torschüsse abgaben. Gegen den EHC genügten 25 für drei Treffer. Münchens Torwart Kevin Reich ging mit unterdurchschnittlicher Fangquote von 88 Prozent aus der Partie. Trainer Don Jackson sah als Ursache der Gegentore „viele kleine Fehler“ – hörte man diese Saison schon öfter.

Vorne war der EHC nicht effizient. Stürmer Maxi Kastner beschwerte sich darüber, „dass die Düsseldorfer ihr Tor zugeparkt haben“. Taten sie. Sie hatten „Defence first“ zum Tagesmotto erkoren. Es wird dem EHC München aber wohl auch gegen die anderen Nord-Teams – ausgenommen das „Powerhouse“ (Don Jackson) Berlin – widerfahren, dass sie sich dem Münchner Promi-Kader mit dem gängigen Instrumentarium des Außenseiters (Schüsse blocken, Platz vor dem eigenen Tor, im Slot, verdichten) entgegenstemmen. Es fiel dem EHC schwer, „Scheiben vors Tor zu bringen“ (Frank Mauer). Zudem gewann Düsseldorf die „Puck races“, die Sprints, so Trainer Kreis.

Für Don Jackson war es vor der Weiterreise zum Spiel in Iserlohn (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) keine Frage: „Das bessere Team hat gewonnen.“ Er musste das 2020/21 schon einige Male öfter sagen, als er das erwartet hatte. Es war die zehnte Niederlage im 25. Spiel. Viel.

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