München – Die leisen Hoffnungen auf ein kleines Wunder währten für die Wasserburger Basketballerinnen diesmal nur zehn Minuten. In etwa so lange brauchte Topfavorit Keltern, um im Pokal-Halbfinale die Verhältnisse gerade zu rücken. Am Ende setzte es ein 52:86 gegen den späteren Champion. Wasserburgs Trainerin Sidney Parsons nahm es relativ leicht. „Der Pokal“, so hatte die US-Amerikanerin schon im Vorfeld erklärt, „hat für mich keine Priorität.“
So redet eine Trainerin, die in diesem Wochen vor allem froh ist, wenn sie mit ihrer Mannschaft überhaupt das Saisonende erreicht, irgendwie. Dessen kann man sich am Inn ja immer noch nicht ganz sicher sein. Nicht in dieser Saison, in der Verletzungen und Krankheiten ein ständiger Begleiter waren. Zuletzt bereiste der einstige Serienmeister die Spiele mit selten mehr als sechs Stammkräften. Im Pokal fiel auch noch Parsons Landsfrau Kelly Moten krankheitsbedingt aus, die sich zuvor ähnlich wie Margaret Mulligan durch die Saison geschuftet hatte.
Was heraus kam, kann sich vor diesem Hintergrund sehen lassen. Die Hauptrunde werden die Wasserburgerinnen wohl auf Platz 3 beenden. Und dass das so ist, darf sich nicht zuletzt die Trainerin auf die Fahnen schreiben. Die frühere Multisportlerin, die am College Fußball und Basketball auf hohem Niveau spielte, hat es seit Kurzem sogar schriftlich, dass sie auch als Trainerin eine Ausnahmeerscheinung ist. Die Trainerlizenz erwarb sie mit Auszeichnung. Doch sie reicht das Lob weiter. „Ich bin stolz, wie sich meine Mannschaft durch diese Saison gekämpft hat“, sagte Parsons.
Und doch: So viel Spaß die Arbeit mit der jungen Wasserburger Mannschaft auch gemacht hat – am Ende überwiegt der Frust. Die 33-Jährige fühlte sich alleine gelassen in ihrem zweiten Jahr in Wasserburg. Das gleichzeitig ihr letztes sein wird – der Abschied zum Saisonende ist bereits beschlossen.
Pandemie-bedingt wurde der Spielplan zusammen gedrängt. Das konnte kaum gut gehen. Schon gar nicht in einer Szene wie dem Frauen-Basketball, in dem auch ein Spitzenclub wie Wasserburg nicht das Personal und nicht die Ausstattung hat, um derlei Belastung aufzufangen.
Es passte irgendwie, dass den Wasserburgerinnen auch der größte Coup der Hauptrunde wieder abhanden kam. In der heimischen Badria-Halle rang man mit einem Mini-aufgebot den mit zehn internationalen Profis aufgerüsteten Meister aus Keltern mit 72:69 nieder. „Das war ein Spiel, in dem wir gesagt haben, lass’ uns Spaß haben“, sagte die Trainerin. Spaß hatten sie auch, bis aufkam, dass die von der Ligazentrale abgesegnete Einbindung von Nachwuchskräften aus der zweiten Mannschaft eben doch nicht vom Reglement abgesegnet war, das Nachmeldungen nur bis Januar erlaubt. Aus dem Sieg wurde ein 0:20 am grünen Tisch.
Rückenwind für die Playoffs erhofft sich Parsons deshalb trotzdem: „Zumindest wissen wir, was wir erreichen können, wenn wir über unsere Grenzen gehen.“ Nur zu einem Wunder reicht es auch dann nicht immer.