Vor 40 Jahren: Playoff-Meister – was ganz Neues

von Redaktion

Erinnerung an 1981: Letzter Titelgewinn des SC Riessersee – unter unvergesslichen Umständen

VON TITUS FISCHER

Garmisch-Partenkirchen – 22. März 1981: Das dritte und entscheidende Finalspiel um die Deutsche Meisterschaft steht an. Die Düsseldorfer EG kommt in der letzten Minute vor 12 000 Zuschauern in Garmisch-Partenkirchen nach 2:5-Rückstand zum 4:5-Anschlusstreffer und nimmt ihren Torwart raus. Doch Anton „Dago“ Hofherr und Ernst Höfner schießen den Puck in den verwaisten DEG-Kasten. Der SC Riessersee siegt mit 7:4 und feiert seine zehnte und bis heute letzte Deutsche Meisterschaft.

In dieser Saison 1980/81 war eine neue Zeitrechnung im Eishockey angebrochen – erstmals wurde der Deutsche Meister in Playoffs (jeweils Best of Three) ermittelt. „Wir gehörten vor der Saison nicht zu den Favoriten“, erinnert sich Ignaz Berndander, der damalige Kapitän der Werdenfelser heute. „Einsatz und Kampfkraft waren schon immer unsere Stärke, aber mit Trainer Jano Starsí kam auch das technische Eishockey hinzu.“ Der Trainer, der im April 2019 im Alter von 85 Jahren verstarb, erzählte vor zehn Jahren: „Mir hat damals keiner vom Vorstand in meine Arbeit hineingeredet, ich hatte freie Hand, das war sehr wichtig. Die Mannschaft hat das, was ich ihnen gesagt habe, perfekt umgesetzt.“

Im Laufe der Saison steigerten sich die Riesserseer, die im Jahr zuvor Dritter geworden waren. „Unser Selbstvertrauen ist immer mehr gewachsen, und wir hatten eine tolle Kameradschaft“, berichtet Berndaner. Nach der Hauptrunde lag der SCR mit einem Vorsprung von sieben Punkten an der Tabellenspitze vor der DEG, doch das zählte nun alles nichts mehr, denn es ging in die Playoffs. Im Viertelfinale wurde Kaufbeuren in zwei Spielen geschlagen. Alles wartete auf den Halbfinalschlager gegen den amtierenden Meister Mannheim. 6000 Tickets waren bereits verkauft, als publik wurde: Die Kölner Haie waren in einen Passfälscherskandal verwickelt, setzten nordamerikanische Spieler somit als Deutsche ein. So wurden dem KEC Punkte abgezogen, er fiel aus den Playoffs. Alles ging von vorne los, der SCR schlug Füssen im Viertel- und den Berliner SC im Halbfinale.

Der große Rückhalt war Goalie Vladimír Dzurilla, der mit der Tschechoslowakei dreimal Weltmeister geworden war 1979 zum SC Riessersee kam. „Ich wollte ihn damals unbedingt haben, denn ich wusste, war er kann. Viele haben damals gesagt, was will der Starsí denn mit dem alten Mann“, berichtete der Trainer 2011. „Wir wussten als Verteidiger immer, dass er unsere Fehler ausbügeln konnte. Auch bei Alleingängen war er nur ganz schwer zu überwinden“, erzählt Berndaner. Starsí hatte dem 38-Jährigen Privilegien eingeräumt. „Wir haben Fitnessläufe absolviert und sind zum Riessersee hoch gelaufen, und Dzurilla fuhr mit dem Fahrrad hinterher“, schmunzelt Berndaner heute. „Aber das Entscheidende war, dass er seine Leistung auf dem Eis gebracht hat.“

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