Es läuft nicht bei Köln: Krupp unter Druck

von Redaktion

EISHOCKEY Die Haie zu Gast beim EHC München

VON GÜNTER KLEIN

München – Das Versprechen steht seit Monaten: Lukas Podolski hat sich bereit erklärt, für die Kölner Haie aufs Eis zu gehen. Die Voraussetzung war gewesen: Die Kölner Sportöffentlichkeit musste mehr als 100 000 „Immer wigger“-Tickets erwerben, 10 Euro das Stück. Eine Spendenaktion. Sie war der Beitrag der Fans, dass diese Saison überhaupt gespielt werden konnte bei den Haien. Die eine Million ohne greifbare Gegenleistung sicherte den stark reduzierten Etat des Clubs ab, dem der tiefste wirtschaftliche Fall drohte. 13 332 Zuschauer im Schnitt hatte Köln gehabt, Platz eins in Deutschland. Der Wegfall der Spieltagseinnahmen traf keinen Verein härter.

Die Haie waren der letzte der 14 Clubs, die sich im Dezember für die Saison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) anmeldeten. Möglich machte es neben den Immer-wigger-Karten ein Verzicht auf 60 Prozent Gehalt: bei Spielern, bei Trainer Uwe Krupp, bei der Geschäftsführung. Die Anstrengungen, den Spielbetrieb zu stemmen, waren so gewaltig, dass die sportliche Situation in den Hintergrund geriet: Die Haie wollten nicht noch so eine Saison spielen wie 2019/20, als sie 17 Spiele in Serie verloren und nur Elfter wurden. Mit Galgenhumor meinte Kapitän Moritz Müller: „Wenigstens haben wir die beste Saison erwischt, um die Playoffs zu verpassen.“ Wegen der hereinbrechenden Pandemie fanden sie nämlich nicht statt.

Ob die Haie 2021 dabei sein werden? Nach derzeitiger Rechnung nicht. In der Nord-Tabelle werden sie als Fünfter geführt, doch nur vier kommen rein. Eine Positivserie haben sie nicht aufziehen können, die Form bleibt wechselhaft. Bisherige Resultate in der Gemeinschaftsrunde von Nord- und Süd-Vereinen: 2:4-Niederlage gegen Schwenningen, 6:3-Sieg über Nürnberg. München (Samstag, 17.30 Uhr) wird der erste Auswärtsauftritt im Süden.

Trainer Uwe Krupp hat Druck. Er ist zum dritten Mal in Köln: Hier startete er in den 80er-Jahren seine Spielerkarriere, die ihn in die NHL und zum ersten Stanley-Cup-Gewinn durch einen Deutschen führte. Seine Rückkehr als Trainer führte zwar zu zwei Finalteilnahmen, doch im Herbst 2014 zur Entlassung, die Krupp als Kränkung empfand. Sein Verein, seine Stadt. Nur weil neue Leute am Ruder waren, beschloss er 2020, dass seine Wunden vernarbt seien. Er löste zum Ende der missratenen 19/20-Saison den Sieglosserien-Trainer Mike Stewart ab.

Richtig laufen will es unter Krupp aber trotz hochkarätigen Personals wie Jonathan Matsumoto (Münchens Star der Meisterschaft 2018), Leon-Draisaitl-Kumpel Freddy Tiffels, dem von Ingolstadt geholten Verteidiger des Jahres, Maury Edwards, dem früheren Berliner James Sheppard, Landon Ferraro und Jason Akeson nicht. Fähige Scorer haben die Haie einige. Der Tabellenstand passt nicht zu den Möglichkeiten. Allerdings: Auch der nächste Gegner EHC München hat mit den Niederlagen im Westen (2:3 in Düsseldorf, 3:8 in Iserlohn) seine Anfälligkeit offenbart. Vor allem in der Defensive.

Auf den Eishockey-Stürmer Lukas Podolski wird der EHC natürlich nicht treffen. Den PR-Einsatz des Fußball-Helden, der die gesamte Kölner Sportszene unterstützt (25 000 Euro spendete er kürzlich für den Eishockey-Nachwuchs), sparen sich die Haie für ein Vorbereitungsspiel auf. Wenn wieder Zuschauer in die Hallen dürfen.

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