Legenden-Sohn auf großer Lernfahrt

von Redaktion

Mick Schumachers Einstieg begeistert alle, doch er braucht Entwicklungszeit

Es ist wieder Schumacher-Zeit in der Formel 1, es weht – zur Freude der Fans – ein Hauch von früherem Glanz und Gloria: Wenn Mick, der Sohn des Rekordweltmeisters Michael, am Sonntag (17.00 Uhr MESZ/Sky) in seinen ersten Grand Prix startet, hat die Motorsport-Königsklasse eine neue Attraktion, ein frisches PR-Zugpferd, besonders wertvoll, gerade in Corona-Krisenzeiten. „Eine Bereicherung“ nennt Formel-1-Chef Stefano Domenicali den jungen Schumacher. „Das ist der Name, der in der Formel 1 sein muss“, meint ihr ehemaliger Boss Bernie Ecclestone.

„Ich bin sehr glücklich und stolz, den Namen zurück in die Formel 1 zu bringen“, sagt Mick. „Das ist auch ein Ansporn für mich, so hart zu arbeiten, wie ich kann.“ Für seine erste Saison in der Königsklasse beim Team Haas hat er sich vorgenommen, möglichst konstant das Beste aus sich herauszuholen, „Perfektion abzuliefern und in jeder Situation, die sich ergibt, zu pushen“. Da tickt er offensichtlich wie sein Vater. Schumacher-Managerin Sabine Kehm beschrieb die Eigenschaften, die der 22-jährige Sohn des Rekordweltmeisters mitbringt, wie folgt: „Spaß am Rennfahren“ und „das Wissen, dass Talent vergeudet ist, wenn man nicht daran feilt und es permanent verfeinert“.

Vorwärts mit Freude, Leidenschaft und Akribie – so lautet also Micks Motto in seinem Rookie-Jahr in der Formel 1. Seine Mutter Corinna sieht auch keinerlei Anzeichen dafür, dass der Namen Schumacher eine zu große, womöglich erdrückende Erblast für ihren Sohn sein könnte. Sie sagt: „Ich mache mir keine Gedanken um Mick. Er liebt seinen Vater, er bewundert ihn, aber er vergleicht sich nicht mit ihm.“ Und versucht einfach, konzentriert seinen eigenen Weg als Rennfahrer zu gehen, Schritt für Schritt.

Klar ist freilich: Schumi Junior steht so stark unter Beobachtung wie kein anderer Pilot heuer, das macht die Aufgabe für ihn eher schwieriger als leichter. Ein Chor von Experten warnt daher vor überzogenen Erwartungen. Zumal Mick ja in einem der schwächsten Auto im Feld sitzt. „Es wird ein reines Lehrjahr für ihn“, sagt sein Onkel Ralf Schumacher. „Mick kann nur eines machen: So wenig Fehler wie möglich – und schneller sein als sein Teamkollege.“

Nico Rosberg, Weltmeister von 2016, verweist auf die eigene Karriere, seine lange Anlaufzeit zu den großen Erfolgen. „Ich habe sieben Jahre warten müssen, bis ich mein erstes Rennen gewonnen habe und sogar elf Jahre bis zum Titel. Das muss man bedenken, wenn man Mick dieses Jahr bewerten will.“

Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff bittet um Geduld mit dem Neuling Schumacher. „Wir sollten ihn einfach erst mal fahren lassen“, sagt der Österreicher, dem Micks Leistungen im Vorfeld der Saison allerdings schon mal ganz gut gefallen haben: „Er hat bei den Testfahrten ein ordentliches Debüt hingelegt.“ Der deutsche McLaren-Teamchef Andreas Seidl ist vom Potenzial des jungen Schumacher nach den ersten Eindrücken ebenfalls überzeugt. „Ich glaube, bei dem, was wir bei Mick bislang gesehen haben, lässt sich sagen: Er hat alles, was ein Spitzenfahrer mitbringen muss“, erklärt der Passauer.

Bestätigen muss Schumacher Junior sein Racer-Talent nun zunächst im Duell mit dem zweiten Formel-1-Rookie im Team, Nikita Masepin, ebenfalls 22 Jahre jung. Der Russe, Sohn des milliardenschweren Haas-Hauptsponsors Dmitri Masepin, wird die Messlatte sein für Mick – und voraussichtlich ein schwieriger Gegner. „Der ist alles andere als einfach zu bügeln im Team“, warnt Ralf Schumacher schon mal.

Aber Mick geht seine große Bewährungsprobe selbstbewusst an – ein deutliches Indiz dafür ist auch die Wahl des magischen, legendären Kürzels: MSC. Einst kennzeichnete es Michael Schumacher auf dessen Weg durch die grandiose Karriere. Und der Sohn hat es nun übernommen. „Ich wollte das“, sagt der Junior. „Ich habe eine emotionale Bindung zu MSC. Ich denke, es ist auch für alle Zuschauer schön, es wieder in der Zeitenliste zu sehen.“ Da wird bestimmt kein Fan widersprechen.  ws

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