München – Zwei Sekunden vor der Schlusssirene startete Zan Mark Sisko einen letzten verzweifelten Versuch, diesem Spiel in Hamburg vielleicht doch noch eine Wendung zu geben. Er stoppte die Gastgeber noch einmal mit einem Foul, seinem Fünften. Doch Max Di Leo machte an der Freiwurflinie auch die letzte Münchner Hoffnung zunichte. Die Hamburg Towers bejubelten das 91:86 (79:79, 41:43) nach Verlängerung entsprechend ausgelassen. Klar, binnen von vier Tagen hatten sie auch den zweiten deutschen Euroleague-Vertreter überrumpelt.
Doch die Art, wie der Erfolg zustande kam, spiegelte die Realitäten dieser Saison wieder. Hamburgs Trainer-Sternchen Pedro Calles hatte seinen Profis von Beginn an Vollgas verordnet. Die Towers setzten den Bayern, die direkt vom Euroleague-Ausflug nach Valencia in die Hansestadt weitergereist waren giftig zu. Das ist so keine neue Erfahrung, in dieser Saison hatten die Münchner ja schon oft erlebt, dass sich die nationale Konkurrenz ihren Kräfteverschleiß in Europa zunutze zu machen versucht. Doch nicht zuletzt Leon Radosevic fand das Ausmaß überraschend. „Sie haben mit viel Kontakt gespielt“, sagte der Center, „gegen so viel Kontakt und mit unserem Spielplan ist es schwer zu spielen.“
Zumal sich die Hanseaten in der Linie der Unparteiischen bewegten. 21 Fouls standen für die Towers zu Buche, sogar deren 25 für die Bayern. An der Freiwurflinie war der Unterschied noch extremer. 12 Strafwürfe bekamen die Münchner zugesprochen, die Gastgeber mehr als doppelt so viele. Bayern-Trainer Andrea Trinchieri, der diesmal neben dem angeschlagenen James Gist auch einmal mehr Vladimir Lucic pausieren ließ, fand es zumindest leicht irritierend: „Unsere sechs Guards hatten null Freiwürfe, das habe ich nicht oft erlebt.“
Sprach´s und hatte den missglückten Einsatz wohl auch schon wieder abgehakt. Den Bayern steht der Endspurt in der Euroleague-Hauptrunde ins Haus. Das Playoff-Rennen ist nach dem Sieg des spanischen Meisters Baskonia über Mailand noch enger geworden. Theoretisch kann sich noch nicht einmal der Tabellenzweite ZSKA Moskau seines Platzes im Viertelfinale sicher sein. Zwischen dem Titelverteidiger aus Russland und dem Tabellenzehnten BC Valencia liegen ganze drei Erfolgserlebnisse.
Was vor allem den nächsten Einsatz des FC Bayern in ein besonderes Licht rückt. Denn dann bekommen es Wade Baldwin und Kollegen mit einem direkten Rivalen zu tun. Am morgigen Dienstag (21 Uhr) ist Fenerbahce Istanbul im Audi Dome zu Gast. Das Team des früheren Bayern-Kapitäns Danilo Barthel entschied 14 der letzten 16 Partien in der Königsklasse für sich und zog am Freitag mit einem Sieg in Piräus in der Tabelle auch mit den Bayern gleich.
Bayern-Guard DJ Seeley ahnte zuletzt schon Unheil, dass die derzeitige Bilanz von 19 Siegen vielleicht doch zu wenig sein könnte. „Es ist so wahnsinnig eng in der Tabelle“, hatte der US-Amerikaner erklärt, „ich denke, dass wir noch einen weiteren Sieg brauchen.“