Bukarest – Joshua Kimmich wollte sich galant mit einem Scherz aus der Affäre ziehen. „Dass von einem Hochglanzvideo die Rede ist, spricht doch für die Qualität unserer Kameraleute“, sagte er und lachte – die Diskussion über die Social-Media-Flankierung der an sich gelungenen Menschenrechtsaktion der deutschen Fußball-Nationalmannschaft war damit aber keineswegs abgeräumt.
Diente die viel beachtete HUMAN-RIGHTS-Botschaft in Richtung des WM-Gastgebers Katar am Ende doch nur dem Selbstzweck und Marketing? Joachim Löw, der sich wie Kimmich gegen einen WM-Boykott aussprach, wehrte sich energisch gegen diesen Eindruck. Er habe „einige Kommentare gelesen“, sagte er vor dem Qualifikationsspiel in Bukarest gegen Rumänien, bevor er überhaupt zu diesem Thema gefragt worden war.
Löw hatte etwas klarzustellen. „Wenn jemand denkt, dass unsere Spieler, Manuel Neuer, Ilkay Gündogan, sich aus Marketinggründen vor so einen Karren spannen lassen, der irrt gewaltig“, betonte der Bundestrainer. „Unsere Spieler sind sehr, sehr interessiert und wissen, was in der Welt passiert.“ Löw atmete durch: „Sie engagieren sich in Eigeninitiative.“
Die Verwertung als „Making-of“ der T-Shirt-Pinselei auf den Social-Media-Kanälen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) war nicht nur vielen Fans sauer aufgestoßen. „Daraus so eine PR-Nummer zu machen, ist nur peinlich“, twitterte beispielsweise Dagmar Freitag (SPD), die Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag.
Löw versicherte, der Anstoß zur Meinungsäußerung sei „aus der Mannschaft selbst gekommen. Wir wissen, dass unsere Spieler für diese Werte stehen“, betonte er, „ich fand das richtig gut.“
Kimmich pflichtete Löw bei, wobei er dann auch ernste Worte wählte. „Ich sehe uns in der Verantwortung, Dinge anzusprechen. Das haben wir versucht“, sagte der Mittelfeldspieler des FC Bayern. Bei der Aufstellung für die Hymnen vor dem Spiel gegen Island (3:0) in Duisburg hatte jeder Nationalspieler ein schwarzes Shirt mit einem weißen Buchstaben getragen. Die Aktion wurde trotz Heuchelei-Vorwürfen zumeist gelobt – Kritik gab es an der anschließenden Verwertung. sid