Düsseldorf – Als Uli Hoeneß kurz vor Mitternacht die Bilder zum ersten Mal auf dem großen Monitor im RTL-Studio sah, wurde er umgehend kreidebleich und sagte: „Mir ist gerade das Herz stehen geblieben. Ich hoffe, dass nicht viel passiert. ist.“
Kurz zuvor zeigte der TV-Sender das WM-Qualifikationsspiel von Polen gegen Andorra (3:0), bei dem sich Doppeltorschütze Lewandowski eine Bänderverletzung im rechten Knie zuzog. Der Pole musste daraufhin ausgewechselt werden und Hoeneß griff noch in Köln zum Handy, um sich bei Sportvorstand Hasan Salihamidzic nach dem Gesundheitszustand des Weltfußballers zu erkundigen. „Die ersten Prognosen sehen nicht so schlimm aus“, meinte Hoeneß dann.
Das deckte sich mit den Aussagen von Polens Nationaltrainer Paulo Sousa, der nach dem Spiel meinte: „Er hat ein wenig Schmerzen im Knie verspürt. Deshalb haben wir ein wenig Eis draufgepackt. Wie gesagt, wir hoffen, es ist nichts Ernstes.“ Doch im Laufe des gestrigen Tages dürfte dem Bayern-Patron das Herz erneut in die Hose gerutscht sein. Denn der polnische Verband veröffentlichte die Diagnose Bänderverletzung: „Die Untersuchung hat einen Schaden am Außenband des rechten Knies ergeben. Die Behandlung dieser Art von Verletzung dauert normalerweise fünf bis zehn Tage.“
Für den Stürmer bedeutete das die vorzeitige Abreise aus Polen zur Behandlung nach München. Dort stehen weitere Untersuchungen an. In der Mitteilung des polnischen Verbands heißt es weiter: „Dies (ein Einsatz in England, d. Red.) wäre zu riskant und könnte die Verletzung verschlimmern. Mit der Europameisterschaft 2020 im Hinterkopf ist diese Entscheidung die einzig richtige.“
Problem: Das Spitzenspiel von Lewandowskis FC Bayern München bei Verfolger Leipzig steigt am Samstag (18.30 Uhr, Sky), nur vier Tage später empfängt der deutsche Rekordmeister Paris Saint-Germain im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinales. Es steht die heißeste Phase der Saison an – und die wird für den Torjäger zum Wettlauf gegen die Zeit. Bayern-Trainer Hansi Flick müsste in Leipzig also den nächsten Ausfall eines Leistungsträgers kompensieren. Zur Erinnerung: Alphonso Davies fehlt nach seiner roten Karte im vergangenen Bundesligaspiel gegen den VfB Stuttgart, Jerome Boateng wegen seiner fünften gelben Karte – und auch Niklas Süle war wegen einer Zerrung vorzeitig vom DFB-Team abgereist.
Doppelt bitter für Lewandowski: Mit bereits 35 Treffern auf dem Konto ist er drauf und dran, den Ewigkeits-Rekord von Gerd Müller mit 40 Toren aus der Saison 1971/1972 zu knacken – und bei diesem Unterfangen zählt jedes Spiel und jeder Treffer sowieso. Es wird also auch hier eng für den so selten fehlenden Angreifer, der in dieser Bundesliga-Saison nur beim 2:1-Sieg am 6. Spieltag gegen den 1. FC Köln komplett geschont wurde. MANUEL BONKE