Wegen Lewandowski ärgern?

Länderspiele sind Herzensspiele

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Robert Lewandowski ist aufs Knie gefallen, hat sich eine Bänderverletzung zugezogen, wird am kommenden Bundesliga-Spieltag mit der Meisterschafts-Schlüsselpartie in Leipzig dem FC Bayern vielleicht fehlen. Die Verletzung des Supertorjägers ereigenete sich in einem Länderspiel. Für Polen. Gegen Andorra. Eine Konstellation, die in München normal zum gewaltigen Aufschrei führen würde. Gerichtet an die Welt des Nationalmannschafts-Fußballs, an UEFA und FIFA und ihr aus Sicht der Vereine überdimensioniertes Veranstaltungsprogramm.

Diesmal allerdings kann der FC Bayern nicht routiniert wutschnaubend Klage führen. Denn diese erste Woche der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2022 mit drei Spielen ist zu einem Produkt geworden, für dessen Verkauf und Vertrieb auch der Ehrenpräsident steht. Uli Hoeneß, erstmals als Experte für RTL im Einsatz, verschafft diesen Partien Aufmerksamkeit – was ja auch die Motivation des Senders war, um ihn zu werben. Denn Quotengaranten sind die deutschen Spiele alleine – gegen Island, Rumänien und Nordmazedonien, ein Land, das man bisher allenfalls aus dem Halbfinale des Eurovision Song Contest kennt – nicht mehr. Dass Uli Hoeneß sich morgen ins Studio stellt und sagt, dass diese Spiele alle unnötig seien, das wird nicht geschehen.

Länderspiele sind oft auch Herzensangelegenheit der Spieler. Wer wie Robert Lewandowski im Ausland zum Star geworden ist, fühlt sich gegenüber der Heimat vielleicht noch stärker in der Verpflichtung. Und so wie der FC Bayern gegen Mainz nicht auf seinen Besten verzichten will, ist Polen daran gelegen, ihn gegen Andorra zur Verfügung zu haben. Ja, Verletzungen resultieren oft aus Überbelastung durch zu viele Spiele – doch durch alle Wettbewerbe. Nicht nur Länderspiele sind „böse“ Spiele, auch das Programm, das die besten Clubs auf sich nehmen, wird durch die Reform der Champions League und Schaffung der Conference League umfangreicher. Worüber man streiten kann: Ob derzeit länderübergreifend gespielt werden muss, wenn eine Pandemie tobt. Doch grundsätzlich muss es WM, EM und die Qualifikationsrunden dafür geben. Manchmal passiert dabei etwas. UnManchmal eben auch in den Ligen. Sogar Im Training.

Was den Fall Lewandowski ein bisschen ausgleicht: Bei Leipzig fällt womöglich Marcel Halstenberg aus. Wegen Quarantäne nach Backgammon-Partie mit einem infizierten Nationalmannschaftskollegen.

Guenter.Klein@ovb.net

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