München – Derek Roy hat lange genug in der NHL gespielt, er ist mediengeschult und weiß, dass man über einen Gegner nichts Schlechtes sagt, auch wenn man davon überzeugt ist, dass er nichts auf dem Kasten hat. Also lobte der 37-Jährige vom EHC München die Krefeld Pinguine, die in der Saison erst vier Spiele gewonnen und die meisten Gegentreffer kassiert haben, als wären sie eine Mannschaft von einem anderen Stern: „Dafür bekannt, dass sie wahnsinnig hart arbeitet. Gegen Krefeld müssen wir die Arbeitsschuhe anziehen.“
Nun ja, die Münchner lösten die Aufgabe nicht dadurch, dass sie Krefeld niederschufteten, sie spielten zunächst mal so grazil und filigran, als hätten sie die Kunstlaufstiefel geschnürt. Nach gut zwölf Minuten führten sie 4:0, und wie diese Tore fielen, das offenbarte einen zu großen Unterschied im individuellen Können der Spieler, als dass der Montagabend hätte spannend werden können. Der EHC München gewann 9:2 (4:1, 0:0, 5:1) und sicherte Platz zwei in der Süd-Wertung der DEL vor seinem Verfolger Ingolstadt ab. Erst einmal in seiner DEL-Historie hatte München mit gleicher Differenz gewonnen: 2014/15 gelang ein 8:1 über Iserlohn,
Justin Schütz umkurvte auf dem Weg zum 1:0 drei Krefelder, Trevor Parkes kombinierte zum 2:0 mit den Verteidigern MacWilliam und Redmond die Pinguine-Abwehr aus, Philip Gogulla lupfte mit der Rückhand den Puck zum 3:0 ins Netz, Parkes legte beim nächsten Wechsel das 4:0 nach – es ging alles mühelos. „Wir haben konsequent unser Spiel gespielt“, sagte Justin Schütz zu dieser Phase, die im letzten Drittel eine Neuauflage erfuhr, als binnen fünf Minuten Derek Roy, Yannic Seidenberg und Ethan Prow auf 7:1 erhöhten. Weitere Tore; nochmals Seidenberg und erstmals Andrew Ebbett.
Der Erfolg der bedauernswerten Krefelder lag darin. dass das Team um Kapitän Martin Schymainski – der Kraftwürfel spielte in den ersten Münchner DEL-Jahren beim EHC – das zweite Drittel 0:0 gestaltete und sogar bessere Chancen hatte. Und dass durch Lessio und Tianulin zwei schöne Tore gegen Keeper Kevin Reich gelangen, die die nach wie vor vorhandenen Schwächen der Münchner Abwehr offen legten.
Aber auch in der Defensive verbessern sich die Möglichkeiten von EHC-Trainer Don Jackson. Keith Aulie ist zurück in München. Seit zwölf Spieltagen stand er nicht zur Verfügung, wegen eines Trauerfalls in der Familie (EHC-Manager Christian Winkler: „Ein Schicksalsschlag“) war er heim nach Kanada gereist. Wenn er die Quarantäne durchlaufen hat, kann er wieder zu seinem Team stoßen, das seine Resolutheit vor dem eigenen Tor vermisst. Keiner für Eiskunstlauf mit seinen 1,98 Metern und 105 Kilo. Aulie trägt grundsätzlich Arbeitsschuhe.