München – Sie kommen beide aus Kanada, aus Ontario, sind beide Mittelstürmer, nur ein Jahr auseinander – und doch trennen sie in der heimatlichen Eishockeyszene Welten.
Mark Voakes (36) ist drüben unbekannt. Er schaffte es nur bis in die Farmteamliga AHL, seit neun Jahren spielt er in Deutschland, und um dort was dazuzuverdienen, arbeitete er anfangs im Sommer auf dem Bau.
Derek Roy (37) ist mit Eishockey reich geworden. Er lief fast 800 Mal in der NHL auf, in seiner besten Saison kam er auf knapp einen Scorerpunkt pro Partie. Das ist schon die höhere Güteklasse. In der NHL-Karriere kamen über 27 Millionen US-Dollar an Gehalt zusammen. Eine Spitzenkraft in der DEL schafft im Jahr maximal 200 000 Euro (netto).
Nun stehen Voakes und Roy in einem Team, im zweiten Jahr. Doch hier ist die Wahrnehmung umgekehrt. Voakes ist einer der besten Spieler der Deutschen Eishockey Liga (DEL), eine Punktemaschine. Von Roy, der ein Superstar sein müsste, hat man kaum Notiz nehmen können. Diesen Montagabend, mitten in seiner zweiten DEL-Saison, gelang ihm der späte Premierentreffer, beim 9:2 gegen Krefeld.
Allerdings: Es war auch erst Roys 13. Punktspiel für den EHC München. Trainer Don Jackson spricht von „verschiedenen Verletzungen“, die Roy ausgebremst hatten, „und von einer Operation“. Primärproblem war die Schulter. Roy erinnert sich an sein Rehatraining in der kalten Halle, „im Hoodie und in langen Hosen“. Er dachte daran, wie weit weg er von seiner Aufgabe war: „Man hat mich geholt, um Titel zu gewinnen.“ Die Verpflichtung von Roy war 2019 die Reaktion darauf, dass man den 2018er-Weggang der Kreativdirektoren Dominik Kahun und Keith Aucoin nicht hatte kompensieren können. Roy konnte bislang aber nicht liefern: „Ich habe schon viele Spiele verpasst.“
Der Status nun: „Er ist schmerzfrei“, so Don Jackson. „Bei hundert Prozent bin ich aber nicht. Ich muss im Cardiobereich aufholen“, meint Roy. Die Strategie des Trainers: „Wir versuchen, seine Eiszeit niedrig zu halten.“ Gegen Krefeld waren es 15:45 Minuten. In physisch fordernden Unterzahlsituationen wird Roy nicht eingesetzt, im Powerplay war er nur für eine halbe Minute auf dem Eis. Sein Hauptjob sind die normalen Fünf-gegen-Fünf-Spiele an der Seite seiner Sturmkollegen Frank Mauer und Philip Gogulla. Eine Kombination, die auf Anhieb funktionierte. Don Jackson: „Er war an ihren Toren beteiligt.“ Und machte nun selbst sein erstes.
Mit Derek Roy, der mit Kanada dreimal Vizeweltmeister wurde (einmal bei der U 20, zweimal bei der A-WM) und 2018 Olympia-Bronze gewann, will Don Jackson pfleglich umgehen. Gibt es „Back-to-back“-Spiele wie nun auf der zweiten West-Tour des EHC (heute, 18.30 Uhr, in Köln, am Donnerstag um 20.30 Uhr in Krefeld), wird er Derek Roy nur in einer Partie einsetzen. Mark Voakes spielt immer. GÜNTER KLEIN