München – Die Basketballer des FC Bayern stehen nun international unter Druck. Gestern setzte es eine 68:77 (34:35)-Niederlage gegen Fenerbahce Istanbul in der Euroleague. Mit einem Sieg hätten sich die Münchner den Einzug in die Playoffs der Euroleague sichern können. Es fehlte aber an Energie, um eine hochklassige Mannschaft wie Istanbul zu besiegen.
Von der historischen Chance, erstmals in der Vereinsgeschichte in die Playoffs einzuziehen, wollte Marko Pesic vor dem Spiel ohnehin überhaupt nichts wissen. „All diese Geschichten sind nicht gut für die Mannschaft“, sagte der Geschäftsführer der Münchner, „Was gut ist für die Mannschaft: 100 Prozent Energie bringen.“ Verständlich, dass Pesic so defensiv auftrat. Schließlich reiste das aktuell wohl beste Team in der Euroleague in den Audi Dome. Von den letzten 16 Partien in der Königsklasse des europäischen Basketballs gewannen die Istanbuler – nach einem schwachen Start in die Saison – 14. Die beiden Nachverpflichtungen aus der NBA – Marko Guduric und Kyle O´Quinn – verleihen dem ohnehin schon hochkarätigen Kader Feners noch mehr Tiefe. Wie besteht man also gegen solch eine Startruppe? „Ich denke, Mourinho hatte eine gute Idee. Den Bus in der Zone parken“, sagte Andrea Trinchieri. Der Coach der Bayern-Basketballer spielte auf die extreme defensive Spielweise des portugiesischen Fußballtrainers José Mourinho an.
Und das gelang zunächst: Die Bayern verteidigten konzentriert, profitierten im ersten Viertel aber vor allem von acht Punkten in Folge von Vladimir Lucic.
Beim Wiedersehen mit dem ehemaligen Bayern-Kapitän Danilo Barthel musste Trinchieris Truppe auf Nick-Weiler Babb verzichten. „Nick fehlt mit seiner defensiven Präsenz“, sagte Pesic. Aber auch ohne den Edelverteidiger machten die Münchner der Istanbuler Offensive in der ersten Hälfte das Leben schwer. Einzig der routinierte Guard Nando De Colo kam in einigen Situationen zu frei zum Wurf.
In der zweiten Halbzeit fehlte den Münchnern dann offensiv aber zunehmend die Kreativität, unnötige Ballverluste zerstörten den Rhythmus. Die Energie, die Trinchieri vor jedem Spiel gebetsmühlenartig von seiner Mannschaft fordert, zeigte allen voran Istanbul. Besonders der Serbe Guduric drehte auf.
Die Gäste nahmen einen Vorsprung von neun Punkten mit in die letzten zehn Minuten. Und anders als schon so oft in dieser Saison konnten die Münchner Comeback-Spezialisten das Spiel nicht mehr drehen. Zu allem Überfluss verlor man auch noch den direkten Vergleich mit den Istanbulern, die nun wiederum sicher in den Playoffs sind.
Doch schon am morgigen Donnerstag haben die Bayern die Chance zur Wiedergutmachung, dann ist Zalgiris Kaunas zu Gast im Audi Dome. NICO-MARIUS SCHMITZ