Madrid – Fußball-Nationalspieler Toni Kroos kritisiert den kommenden WM-Gastgeber Katar in bisher nicht gehörter Deutlichkeit und will auch während der Endrunde seine Stimme für Menschenrechte erheben. „Die Gastarbeiter haben da ein pausenloses Arbeiten bei 50 Grad Hitze, sie leiden unter mangelnder Ernährung, fehlendem Trinkwasser, was bei den Temperaturen ein Wahnsinn ist“, sagte der Mittelfeld-Star von Real Madrid.
Kroos weiter. „Die Sicherheit ist überhaupt nicht gewährleistet, es gibt keine medizinische Versorgung. Ich finde die Vergabe an Katar nicht gut. Das eine sind die Arbeitsbedingungen, das andere, dass Homosexualität dort unter Strafe steht und verfolgt wird.“ Es werde auch „eine gewisse Gewalt an den Arbeitenden“ ausgeführt. Dies alles sei „absolut inakzeptabel“.
Zu ganz anderen Schlüssen kommt jedoch die Anti-Korruptions-Expertin und langjährige Sportfunktionärin Sylvia Schenk. In einem Interview mit dem „Spiegel“ erklärte die frühere Leichtathletin, sie sei erstaunt über die jüngsten Aktionen mehrerer Fußball-Nationalmannschaften, darunter auch die der deutschen Auswahl. „Es sollte doch wohl um die Migrantenarbeiter auf den Baustellen Katars gehen. Da gibt es keinen Grund für Protest“, sagte Schenk. „Eigentlich dachte ich, beim DFB wüssten sie es besser.“
Es sei von den Fakten abgekoppelt, was gerade in Deutschland, den Niederlanden, Norwegen und anderen Ländern laufe, sagte die Juristin. Die Reformen in Katar seien real, es gebe große Fortschritte. Ein Boykott der Fußball-WM 2022 wäre aus ihrer Sicht völlig verkehrt: „Der würde nur die Beharrungskräfte in Katar stärken, anstatt die Reformkräfte zu unterstützen.“ sid/dpa