München – Klimaneutral mit dem SUV durch Sand- und Eiswüsten. Das ist das Konzept der neuen Offroad-Motorsportserie Extreme E, die am Sonntag (13.20 Uhr, Pro7 Maxx) in al-‘Ula/Saudi-Arabien in ihre Debütsaison startet. Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg, 35, wird mit seinem eigenen Team dabei sein. Unser Interview.
Herr Rosberg, vom Formel-1-Fahrer zum Klimaaktivisten. Wann hat bei Ihnen das Umdenken eingesetzt?
Ich habe zehn Jahre mit einem Psychologen zusammengearbeitet. Da habe ich gelernt, wie wichtig es ist, hingebungsvoll für andere da zu sein. Deshalb habe ich mir versprochen, nach der Karriere nicht wieder auf diese Ego-Schiene zu kommen – wie man es ja muss, um erfolgreicher Sportler zu sein –, sondern dass ich mich als Unternehmer für das große Ganze einsetzen möchte. Deswegen macht es auch Sinn, an der Extreme E teilzunehmen.
Was macht die Extreme E für Sie so reizvoll?
Der Wettkampf. Ich mag es zu gewinnen. Mit meiner Leidenschaft dafür und für Racing etwas Gutes tun, das ist sehr schön. Gestern waren alle gemeinsam am Strand. Wir haben ein Projekt gestartet, mit dem wir den arabischen Schildkröten helfen. Außerdem sind wir kilometerlang gelaufen und haben Müll aufgesammelt. Natürlich machen wir nur einen kleinen Unterschied, aber wir zeigen, dass wir als Sport uns kümmern.
Was möchten Sie mit der Teilnahme erreichen?
Um den Sieg kämpfen und einen positiven Beitrag leisten. Aufmerksamkeit generieren für die Bedrohungen, die der Klimawandel mit sich bringt. Die sind nicht nur in weiter Ferne, aber dort sind die Bereiche, denen am meisten Schaden zugefügt wurde.
Ist also ausnahmsweise der Umweltaspekt wichtiger als der Sieg?
Nein, würde ich nicht sagen. Für mich ist beides entscheidend. Ich bin ein Wettkämpfer und möchte erfolgreich sein.
Ist klimaneutraler Motorsport überhaupt möglich?
Du kannst als Sport nicht komplett klimaneutral sein, ohne das über Kompensationsprogramme zu machen. Somit ist die Extreme E direkt von Beginn an klimaneutral. Aber natürlich muss das Ziel sein, in der Absoluten emissionsfrei zu sein. Davon sind wir noch ein Stück weg.
Wie könnte der Motorsport in Zukunft dann aussehen?
Der Motorsport der Zukunft wird wertebasiert sein. Nicht nur in der Technologie, sondern auch in dem, wofür wir stehen. Man wird immer noch als Weiterentwicklungsplattform für die Mobilität weltweit dienen, aber auch für einen positiven Beitrag und den Einsatz gegen den Klimawandel. So muss sich der Motorsport positionieren, auch die Formel 1.
Warum sitzen Sie eigentlich nicht hinter dem Steuer?
Auf der Strecke ist ein Sprung, der ist 100 Meter hoch. Das ist völlig Banane. Das haben wir im Motorsport so noch nicht gesehen. Wenn ich daran denke, dann ist die Idee final gestorben. Da habe ich wenig Lust drauf, das sieht verdammt gefährlich aus.
Ihr früherer F1-Rivale Lewis Hamilton tritt auch mit einem eigenen Team an. Wie sah Ihr Kontakt nach der Karriere aus?
Wir haben keinen Kontakt gehabt, aber generell ist er neutral. Schön, dass wir uns hier duellieren und damit gleichzeitig noch Aufmerksamkeit generieren.
Mit Jenson Button ist noch ein dritter F1-Weltmeister dabei. Setzt ein Umdenken ein?
Ich denke, alle sind überzeugt, dass diese wertebasierte Motorsportplattform genial ist. Deshalb wollen alle dabei sein.
Interview: Julian Nett