Krefeld/München – Vor knapp zwei Wochen war noch Krise, doch sie wurde aufgelöst. Durch diese Zahlen: 6:2, 9:2, 5:2, 8:1. Die Ergebnisse aus den Begegnungen des EHC München mit nacheinander Köln und Krefeld. Erst zu Hause, dann auswärts. Die beiden schwächsten Teams aus der Nord-Gruppe der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), doch eben die Aufbaugegner, die München nach einem verheerenden ersten Road Trip auf der Süd-Nord-Gemeinschaftsrunde (2:3 in Düsseldorf, 3:8 in Iserlohn) gebraucht hatte. Vier Siege, 28:7 Tore. „Das Selbstvertrauen ist wieder da“, sagt EHC-Trainer Don Jackson und erläutert: „Eishockey ist ein Zwei-Wege-Sport.“ In die Verbesserung der Defensive habe man „die meiste Zeit investiert“, und vorne sei „ein gesunder interner Wettbewerb ausgebrochen. Jeder will Punkte machen.“
Das glückte in Krefeld besonders einer Linie, die spontan entstanden war. Da Patrick Hager und Mark Voakes verletzt ausfielen und mit Derek Roy ein dritter Center geschont wurde, rückte am Donnerstagabend in Krefeld Maxi Kastner, eigentlich Außenstürmer und diese Saison schon Aushilfsverteidiger, in die Mitte zwischen Yasin Ehliz und John-Jason Peterka. Ausbeute des Trios: sieben von acht Toren. Vier durch Ehliz, drei durch Kastner, vier Treffer bereitete Peterka vor. Ehliz, der inklusive zweier Vorlagen auf sagenhafte sechs Scorerpunkte kam, meinte: „Es war ein Tag, an dem einfach alles geklappt hat. Wobei unsere Tore ganz einfach waren. Kompliment an meine beiden Linies.“ Fachbegriff für die Mitspieler seiner Angriffsreihe. Clark Donatelli, der Krefelder Coach, dessen Mannschaft binnen drei Tagen 17 Tore von den Münchnern kassiert hatte, meinte nur: „Das ist eine High-Power-Offensive. Da spielen einige der besten Stürmer Europas.“ Mit 123 Toren in 30 Spielen, im Schnitt also über vier, ist der EHC führend in der Hurra-nach-vorne-Tabelle der DEL – im Süden aber mit klarem Abstand zu den Adlern Mannheim nur Zweiter. Die sind weitaus abwehrstärker.
So recht weiß man nach den orgiastischen Auftritten gegen Köln und Krefeld noch nicht, was der EHC wirklich drauf hat. In der Südrunde ist er dem Spitzenteam Mannheim viermal unterlegen, dem Dritten Ingolstadt dreimal. Die Schwäche gegen die Top-Teams ist markant. Ob die Münchner sie abstellen können, wird sich am Ostersonntag (14.30 Uhr/MagentaSport) zeigen: Da trifft der EHC in einem Heimspiel auf die Eisbären Berlin, das Mannheim des Nordens.
Gegen die Eisbären spielte man in der Saisonvorbereitung im Oktober (in Berlin 3:2-Sieg und 0:1-Niederlage), als nur wenige Teams sich aufs Eis wagten, sowie beim MagentaSport Cup. 3:2 nach Verlängerung gewann der EHC in München, das Rückspiel in Berlin fiel wegen Corona-Infektionen bei den Eisbären aus. Zu den Meisterschaftsfavoriten zählten die Berliner damals nicht. Das hat sich geändert. Sie präsentieren die beste Sturmreihe der Liga (Marcel Noebels, Leo Pföderl, Lukas Reichel), sind offensiv nahe an der München-Quote, haben aber 24 Gegentore weniger geschnappt. „Eine Top-Mannschaft, die sehr gut steht. Mathias Niederberger im Tor ist überragend“, sagt Yasin Ehliz. Der Nationalkeeper hatte vor einigen Jahren beim EHC einen Vertrag unterschrieben, der aber nie gelebt wurde, weil sich für Niederberger eine Chance in Nordamerika auftat. In Düsseldorf, an seiner nächsten Station, wurde er richtig gut, vor dieser Saison wechselte er nach Berlin.
Aktuelle Infos über München kann Mathias Niederberger bei seinem Bruder Leon einholen. Der ist Stürmer in Krefeld und hat den EHC-Wirbel zweimal miterlebt.