Berlin/München – Auch wenn kein Publikum kommen darf: Durch die Hallen der Deutschen Eishockey Liga (DEL) dröhnt das ortsübliche Unterhaltungsprogramm. In Berlin wird immer wieder mal „Ich möchte ein Eisbär sein“, 80er-Jahre-Neue-Deutsche-Welle-Hit, eingespielt. Doch fühlen sich die Berliner Eisbären wirklich so wohl? Als souveräner Tabellenführer der DEL-Nordgruppe ja, bei Begegnungen mit dem EHC München jedoch nicht. Am Ostersonntag hatten sie im Süden 1:4 verloren, und der gestrige Versuch, Revanche zu nehmen und „einen guten Eindruck zu hinterlassen“ (Topscorer Marcel Noebels), missglückte: Der EHC nahm mit einem eindrucksvollen 5:0 (2:0, 2:0, 1:0)-Sieg drei Punkte mit. Nebeneffekt: die Playoff-Qualifikation.
Kaum zu glauben, dass vor zwei Wochen die Münchner in die Runde mit den Nord-Clubs mit zwei Niederlagen gestartet waren, die sie als verheerend empfunden hatten und die zu intensiver Aufarbeitung und einer neuen Abstimmung von Verteidiger-Paaren und Sturmreihen führten. Seitdem hat sich die Mannschaft von Don Jackson nicht nur schadlos gehalten, sondern ist mit überzeugenden Siegen durch die Liga gepflügt. Das 5:0 in Berlin war der sechste Dreier in Folge. Und die Erfüllung der Aufgabe, die Don Jackson so definiert hatte: „Es ist ein Charaktertest.“
Es lief von Anfang an für den EHC am Berliner Ostbahnhof, wo Don Jackson, der jetzige EHC-Coach, und sein Assistent Steve Walker, damals noch Spieler, mit den Eisbären die Meisterschaften in Serie gewonnen hatten. An diese Herrlichkeit will Berlin anknüpfen – und scheitert.
Mathias Niederberger, der Nationaltorwart, wurde aus Düsseldorf geholt, um einen Angriff Richtung Titel zu starten. Doch nach zwei Dritteln mit vier Gegentreffern kapitulierte Niederberger und räumte seinen Arbeitsplatz für Nachwuchsmann Ancicka. Es war auch ein Versuch, das Spiel noch zu drehen.
Doch der EHC München hatte es im Griff und wollte nicht loslassen. Sein auffälligster Mann war Verteidiger Matt Maione, eine der Nachverpflichtungen und gestern zum zehnten Mal dabei. Maione hatte seinen Vollbart abgenommen, er trug nur noch einen Schnauzer und ließ der optischen Steigerung auch eine spielerische folgen. Er erzielte die Tore zum 2:0 und 4:0. Sein zweites war auch insofern ein besonderes, als es das erste war, das der EHC in dieser Saison in Unterzahl erzielte. Die weiteren Tore gingen aufs Konto von Derek Roy (10.), Chris Bourque (25.) und Zach Redmond (51.).
Wie es für München weitergeht? Mit zwei Heimaufgaben in Folge: Wolfsburg (Donnerstag, 20.30 Uhr) und Bremerhaven (Freitag, 19.30 Uhr) kommen. Gegner, die man diese Saison noch nicht hatte.