KOMMENTAR
Gerne wird ja seitens der Drittligisten Klage geführt, ihre Liga führe ein unwürdiges Dasein, finanziell kaum tragfähig, konzeptionell im Profi/Nachwuchs-Nirgendwo, halbherzig betreut vom DFB.
Tatsächlich könnte das Image der 3. Liga besser sein, doch das ist ungerecht, wie ein Quervergleich der drei Profiligen zeigt. Hat die DFL etwa einen Wettbewerb, in dem der Meister (Bayern II) in Abstiegsnot schwebt und der Tabellenführer (Dresden) sang- und klanglos beim Schlusslicht (Haching) verliert? Übertragen auf die Bundesliga: Es ist, als hätte am Wochenende der FC Bayern bei Schalke 04 verloren, während plötzlich drei andere Teams Erster werden können.
Die 3. Liga macht aber auch deshalb so viel Spaß, weil speziell die vier Teams aus dem Großraum München für Unterhaltung sorgen. Die Löwen waren im Aufstiegskampf so abgeschrieben wie die Hachinger im Abstiegskampf, ehe Siege über den Ligaprimus Dresden neue Kräfte freisetzten. Teamgeist und die Mischung aus Jugendstil und Golden Oldies (hier Mölders, dort Hain) machen’s möglich. Oder Türkgücü: Kürzlich auch noch vorne dabei, jetzt auf dem Weg zur launischen Diva – mit ebensolchen Spielern (Sararer, Sliskovic). Bayern II schließlich: Der Vorjahresmeister kriselt, hat es aber immerhin geschafft, aufkommende Unruhe zu vermeiden – durch eine vorgezogene Rochade auf der Trainerbank, auf der nun sogar ein Vizeweltmeister sitzt (Martin Demichelis).
Wird es was bewirken? Das ist ja das Fiese an dieser 3. Liga: Man kann sich einfach nirgends sicher fühlen. Vier Absteiger sorgen für Druck – genauso wie der Aufstiegsmodus, der bei aktuell vier Bewerbern eineinhalb Verlierer hervorbringen wird. Gewinner sind die TV-Zuschauer, die sich auch an diesem Samstag auf ein Schmankerl freuen dürfen: Emporkömmling Türkgücü gegen Altmeister 1860, das Ganze im ehrwürdigen Olympiastadion. 3. Liga wird auf der Verpackung stehen, erstklassige Unterhaltung drinstecken.