München – Was? Jetzt ist noch Eishockey? Bei diesem Wetter?
Es ist in jedem Jahr das typische Anfang-Mai-Gespräch. Es wird Sommer, die Menschen wollen an die Seen und in die Biergärten, die Tage sind lang – und dann kommt das Eishockey daher und verlangt nach Aufmerksamkeit für seine Weltmeisterschaft. Beim Turnier selbst kommt es – je nach Austragungsort – schon vor, dass die Spieler in Shorts, Shirts und Flip-Flops aus dem Bus steigen und in die Kabinen gehen und dort auf Winter umschalten müssen.
Früher begann die WM wenigstens noch im April, inzwischen ist sie stillschweigend in den Mai gewandert, und heuer im Zug der Corona-Krise fängt sie zu einem Termin an, zu dem sie igentlich beendet sein sollte. Um den nationalen Ligen zeitlichen Freiraum zu geben, ihre Entscheidungen durchzubringen, wird die Weltmeisterschaft in Lettland am 21. Mai beginnen, die Finalpartien um die Medaillen sind für Sonntag, den 6. Juni, vorgesehen – wenn sich die Sportwelt einrichtet für die Fußball-EM. So spät war das Eishockey noch nie dran.
Die DEL will am 7. Mai spätestens ihren Deutschen Meister ermittelt haben, danach soll die Nationalmannschaft noch Vorbereitungszeit auf die WM eingeräumt bekommen. Ihre Vorbereitung schon am übernächsten Wochenende (24./25. April) mit Testmatches in der Slowakei. Am Tag eines möglichen dritten DEL-Finales ist auch ein Länderspiel (Deutschland – Belarus) in Nürnberg angesetzt.
Es werden die spannendsten Wochen der DEL: Spielausfälle, weil ein Team wegen Coronafällen in Quarantäne geschickt wird, kann sie sich terminlich nicht leisten. „Wir sind bisher gut durchgekommen, aber sollten die Sinne noch einmal schärfen“, sagt der Bremerhavener Trainer Thomas Popiesch. Sein Münchner Kollege Don Jackson lobt, „dass die DEL die erfolgreichste Liga der Welt im Verhindern von Covid-19 ist, sie macht enen guten Job“, er weiß aber auch: „Wir hatten Glück. Denn die Spieler gehen ja nach wie vor einkaufen.“
Krisenherd ist die DEL2, die heute in einer Woche mit dem Viertelfinale loslegen will, sich aber noch nicht sicher ist, ob der Termin zu halten sein wird. „Am Wochenende 17./18. April müssten die Quarantänen in Heilbronn und Bietigheim enden“, so Ligenleiter Rene Rudorisch. Das letzte Wochenende der „regular season“ war abgesagt worden, weil diese beiden Teams nicht hätten spielen können, somit vier von 14 Spielen ohnehin ausgefallen wären und sich in Freiburg und Bad Nauheim (mittlerweile durch PCR-Testungen bestätigte) Positivfälle andeuteten. Coronaverdacht herrschte auch in Frankfurt und Crimmitschau.
Anders als die DEL, die ihre Playoffs im Schnellverfahren Best of Three durchpeitscht, will die DEL2 bei ihrem Plan des Best of Five bleiben. In der DEL2 werden die Medieneinnahmen nicht pauschal abgegolten. Über den Pay-per-view-Anbieter Sprade.TV verdienen die Vereine an jedem einzelnen Spiel – es sind die Zuschauereinnahmen in einer Zeit, in der Fans nicht in die Hallen dürfen.
Die Sorge der DEL2, in der weitaus weniger getestet wird als beim großen Bruder DEL: Könnte sein, dass sie die formalen Voraussetzungen für den Aufstieg ihres Meisters nicht erfüllt. Das könnte passieren, falls ein Halbfinale platzt, weil beide Teams in Quarantäne müssen. „In der Vereinbarung steht, dass der Meister und Aufsteiger in einem Finale ermittelt werden muss“, so Rudorisch. Bis Ende Mai müsste seine Liga mit bis zu 15 Spieltagen durch sein. Ginge es in den Juni, sagte er im Podcast „Herzblut Eishockey“, kämen unvertretbare Kosten auf die beteiligten Clubs zu: für Eisbereitung und Personal, das noch im Juni beschäftigt werden müsste.
Juni, wenn es richtig Sommer wird. Und eigentlich nur noch eine Liga Betrieb hat. Die NHL. Stanley-Cup-Finale – Mitte Juni. Aus guter Tradition.