Adi Hütter verlässt Frankfurt

Logisch – aber auch unendlich traurig

von Redaktion

DANIEL MÜKSCH

Wenige Vereine aus dem Profi-Fußball konnten in den letzten Jahren Fans dazugewinnen. Gigantische Ablösesummen und Gehälter, abgehobene Kicker-Schnösel sowie nimmersatte Verbände haben eher zu mehr Distanz geführt. Daher ist es umso erstaunlicher, was Eintracht Frankfurt gelungen ist. Der Club hat in diesen Zeiten Sympathisanten und Fans hinzugewonnen. Und das weit über das Rhein-Main-Gebiet hinaus.

Zum einen, weil die Eintracht bewiesen hat, dass ein Traditions-club sich nicht automatisch selbst zerfleischen muss, sondern, dass man mit klugen Entscheidungen auch schmerzhafte Abgänge als Einheit kompensieren kann. Das Ganze sogar mit attraktivem Offensiv-Fußball. Mit der Champions-League-Qualifikation vor Augen als vorläufigen Höhepunkt des Frankfurter Fußball-Märchens.

Doch im Moment des größten sportlichen Erfolgs droht nun die größte Herausforderung für die Frankfurter. Am Main muss man sich zur neuen Saison sportlich-strategisch völlig neu aufstellen. Sportvorstand Fredi Bobic ist seit Wochen auf dem Sprung zu Hertha BSC. Trainer Adi Hütter übernimmt zur kommenden Saison Mönchengladbach – wie unsere Zeitung bereits am Montag vermeldete.

Jenseits von sentimentalem Bedauern ist die Entscheidung des Österreichers – genauso wie die von Bobic – nachvollziehbar. Was soll das Duo mit Eintracht Frankfurt noch mehr erreichen? RB Leipzig angreifen? Oder gar die Bayern? Wohl kaum. Man hat – besonders in dieser Spielzeit – das Optimum aus den Möglichkeiten der SGE herausgeholt. Zudem gehört es zu den Überzeugungen Hütters, dass sich die Beziehung zwischen Trainer und Mannschaft zwangsläufig abnutzt. Nirgendwo ist der 51-Jährige in seiner Karriere länger als drei Jahre geblieben. Auch die Hessen verlässt er im Sommer nach exakt dieser Zeit.

Als Fan muss man wohl nüchtern eingestehen: Das ist halt das Fußball-Geschäft. Auf der anderen Seite ist es traurig und ernüchternd. War es doch genau diese Eintracht, die einen Gegenentwurf zu den festzementierten Platzhirschen und den von Großsponsoren gepuderten Konkurrenten parat zu haben schien.

Manche Märchen sind zu schön, um auf Dauer wahr zu sein. Sie enden früher als erhofft.

Zum Beispiel nach drei Jahren.

Daniel.Mueksch@ovb.net

Artikel 1 von 11